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Schnelle Konkurrenten: Lewis Hamilton und Max Verstappen.

Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

Mogyorod – Lewis Hamilton geht als überlegener Führender in die Sommerpause der Formel-1-WM. Einzig sein erster nicht hauseigener Herausforderer scheint sich geändert zu haben. Nicht mehr Sebastian Vettel im Ferrari ist der Mann, von dem die größte Gefahr für Mercedes ausgeht, sondern Max Verstappen im Red Bull. Das hat spätestens das Grand-Prix-Wochenende in Ungarn gezeigt.

Hamilton musste am Sonntag all sein Können und sein Team taktische Raffinesse auspacken, um dem erstmals aus der Pole Position gestarteten Verstappen noch den Sieg zu entreißen. Es wäre Verstappens dritter in den vergangenen vier Rennen gewesen. Der Niederländer war in den ersten zwölf Saisonläufen nie schlechter als Fünfter. Trotz 69 Punkten Rückstands auf Hamilton hat Red Bull die WM noch nicht abgeschrieben.

Verstappen in der Form seines Lebens

Viele Experten sehen Verstappen in der Form seines Lebens. Der Youngster lehnte es aber ab, seine bisherige Saison mit einer Note von eins bis zehn zu bewerten. "Ich hasse es, mir Nummern zu geben, weil mich das an die Schule erinnert. Und das ist noch nicht so lange her", erklärte Verstappen. Der Red-Bull-Mann ist nicht nur der jüngste Rennsieger der Geschichte. Sieben Grand Prix hat er bisher gewonnen, auch die erste Pole hat er nun abgehakt. Der WM-Titel soll ehestmöglich folgen.

Mut macht den Bullen ein Honda-Motor, der immer konkurrenzfähiger wird. Erstmals seit 2006 stand in Mogyoród bei Budapest ein Aggregat des japanischen Herstellers auf der Pole Position. Nach der Sommerpause soll ein Motor-Update kommen – rechtzeitig für Verstappens halbes Heimrennen am 1. September in Spa-Francorchamps. Der Sohn des früheren Formel-1-Piloten Jos Verstappen ist in Hasselt in Belgien geboren.

"Ich glaube, die zweite Saisonhälfte kann noch ganz interessant werden", meinte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko schon in Ungarn. Zumindest die nahe Zukunft seines Vorzeigeschützlings ist mittlerweile geklärt: Verstappen fährt auch 2020 für Red Bull. Wäre er außerhalb der Top drei der WM-Wertung in die Sommerpause gegangen, hätte er mit Jahresende aus seinem Vertrag aussteigen können.

Mercedes soll an Verstappen interessiert sein

Ein Teamwechsel ist nun frühestens 2021 möglich. Mercedes soll an Verstappen interessiert sein. Vorerst gilt es bei den Silberpfeilen aber, die Cockpitfrage für die kommende Saison zu klären. Valtteri Bottas steht unter Beobachtung, Ersatzfahrer Esteban Ocon als sein Konkurrent bereit. Nach seinem Crash in Hockenheim kam Bottas nach einem verpatzten Rennen auch in Ungarn nicht über Platz acht hinaus.

"Das eine Rennen spielt keine Rolle", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff über Bottas' Zukunft bei den Silberpfeilen. "Wir werden uns die Daten anschauen und alles analysieren und dann eine Entscheidung treffen." Aktuell liegt der Finne als WM-Zweiter 62 Punkte hinter Hamilton. Bottas hat aber keinen der vergangenen acht Grand Prix gewonnen – Hamilton deren sechs.

Der Weltmeister strahlte nach der gelungenen Aufholjagd in Ungarn und wünschte sich mehr Duelle wie jenes mit Verstappen. "Es gibt, ehrlich gesagt, als Rennfahrer kein besseres Gefühl, wenn du ein Rennen fährst wie dieses gegen einen starken Fahrer in Bestform so wie Max", erklärte Hamilton. "Ich hoffe, dass es so weitergeht." Auch seine eigene Saison bewertete der achtfache Saisonsieger auf Anfrage nicht mit der Höchstnote zehn. Er schwankte zwischen 8,8 und 8,9.

Und dann war da noch Vettel, der sich nach einem Jahr ohne Rennsieg in Ungarn als Dritter mit einem weiteren Podestplatz trösten musste. Seiner bisherigen Saison gab der Deutsche auf der Skala von eins bis zehn eine Fünf. Der vierfache Weltmeister ist im Mittelmaß angekommen. In der WM liegt er bereits 94 Punkte hinter Hamilton auf Platz vier. Vettel: "Letztlich wollen wir die Rennen kontrollieren. Wo wir jetzt sind, sind wir davon weit entfernt." (APA, 5.8.2019)