Viele Menschen sind überrascht, dass es auch in Österreich Kakerlaken gibt.

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Auch die Bettwanze bleibt anfangs oft unbemerkt.

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Vom Urlaub nehmen viele Menschen Souvenirs mit nach Hause. Manchmal allerdings, ohne davon zu wissen. Denn im Reisegepäck versteckt sich immer wieder Ungeziefer, das sich rasch in der Wohnung breitmacht. Besonders häufig sind es Kakerlaken oder Bettwanzen, die sicherstellen, dass die Erinnerung an den Urlaub lange nicht verblasst.

Manchmal rufen besorgte Reisende schon vor ihrer Rückkehr bei Christoph Kohsem vom Schädlingsbekämpfungsunternehmen Purissima an, weil sie in ihrer Unterkunft Bettwanzen entdeckt haben. Einige Vorsichtsmaßnahmen können tatsächlich im Urlaub schon getroffen werden: Kohsem empfiehlt, noch vor dem Öffnen des Koffers das Hotelzimmer unter die Lupe zu nehmen, besonders Matratze, Bettgestell und die umliegenden Möbel. Ein Indiz für Bettwanzen sind kleine, schwarze Punkte, die sich beim Verreiben rötlich färben. Auch eine Möglichkeit für Vorsichtige: Von zu Hause Klebefallen für Insekten mitnehmen und im Zimmer aufstellen. So kann möglicher Befall sehr rasch entdeckt werden.

Kakerlaken sind schwieriger zu finden: Sie sind lichtscheu und untertags so gut wie nie zu sehen. Am liebsten halten sie sich in Feuchträumen wie dem Badezimmer auf. Kohsem empfiehlt beispielsweise, die Gummilippe bei der Duschkabine zu inspizieren. Wer tatsächlich auf eine Kakerlake trifft, sollte diese tunlichst nicht mit dem Schuh zertreten. Ihre Eier können, im Profil des Schuhes versteckt, unentdeckt nach Hause transportiert werden.

Ab in die Sauna

Wer den Verdacht hat, dass er oder sie Bettwanzen im Gepäck hat, sollte aktiv werden, bevor der Koffer ausgepackt wird: Manche Unternehmen bieten Hitzebehandlungen für das Reisegepäck an, dadurch werden lebendige Bettwanzen und ihre Eier vernichtet. Auch eine Option: das Gepäck mehrere Stunden lang in die Sauna stellen. Auch sehr heißes Waschen bei mindestens 60 Grad, besser noch bei 70 oder 80, kann helfen. Empfindliche Wäsche kann auch einige Tage eingefroren werden.

Wichtig ist im Zweifelsfall auch, schon vor dem Übertreten der Türschwelle zu Hause das gesamte Gepäck – auch das Handgepäck und die Kleidung – in einen großen Müllsack zu verpacken und erst in der Badewanne auszupacken, "mit den glatten Oberflächen können die Tiere nicht unbemerkt verschwinden", erklärt Schädlingsbekämpfer Kohsem.

Wirkstoffresistente Bettwanzen

Aber nicht alle erkennen das Problem sofort. So können sich die Tierchen unbemerkt zu Hause breitmachen. "Meistens werden wir erst sehr spät gerufen", sagt Kohsem. Oftmals fehle das Problembewusstsein. "Viele sind wahnsinnig überrascht, dass es in Wien Bettwanzen und Kakerlaken gibt", berichtet der Schädlingsbekämpfer.

Bettwanzen sind schwierig loszuwerden. Für Kohsem sind sie die "momentan mühsamsten und schwierigsten Schädlinge". Denn die Tiere hätten mittlerweile Resistenzen gegen zahlreiche Wirkstoffe entwickelt. Daher muss ein Profi ans Werk. Drei Behandlungen, schätzt Kohsem, sind mindestens notwendig. Das kostet, je nach Anbieter und Art der Behandlung, einige hundert Euro oder mehr.

Weniger Leidensdruck

Rückt Kohsem an, muss im Vorhinein das Bett zerlegt, die Sesselleisten abmontiert und die Steckdosen herausgeschraubt werden. Dann werden von den Schädlingsbekämpfern flüssige Kontaktinsektizide angebracht und in Form von Stäubemitteln in Steckdosen und Hohlräume gesprüht. Auch mit einem Trockenheißdampfgerät wird gearbeitet, um Eier und lebende Tiere schon an Ort und Stelle zu töten. Manche Schädlingsbekämpfer erhitzen auch ganze Räume, um die Tierchen zu killen. "Aber nicht alle Möbel halten diese Temperaturen aus", sagt Kohsem.

Von einem häufigen Fehler rät er dezidiert ab: nämlich angesichts des Befalls und der Bettwanzen-Bisse für eine Woche bei Freunden unterzuschlüpfen. "Dann verbreitet man die Bettwanzen weiter – und nimmt sie anschließend wieder mit nach Hause zurück", sagt Kohsem.

Die Bekämpfung von Kakerlaken ist einfacher – allerdings nur, wenn bei den Bewohnern ein Problembewusstsein vorhanden ist: In der Küche muss penibelst auf Hygiene geachtet werden und beispielsweise alle Brösel sofort beseitigt werden. Meist sei der Leidensdruck bei Kakerlaken auch geringer, weil sie nicht wehtun und weil man sie in der Regel kaum zu Gesicht bekommt, wenn der Befall nicht schon extrem ist.

Viele Verstecke für Ungeziefer

Gut zu wissen: Bei so ziemlich allen Schädlingsbefällen in Wohnungen ist die Hausverwaltung die erste Anlaufstelle. Die Kosten für Schädlingsbekämpfung zählen zu den Betriebskosten – und zwar unabhängig davon, wer sie verursacht hat. Denn oft breiten sich die Schädlinge über Kabelkanäle und Lüftungsschächte auch noch in andere Wohnungen aus. "Häufig müssen wir ein ganzes Haus behandeln", sagt Kohsem über Kakerlaken.

Er berichtet auch von wahren "Problemhäusern", in denen die baulichen Gegebenheiten ein Paradies für Ungeziefer jeder Art darstellen: Oft sind es heruntergewirtschaftete Mietskasernen mit rissigen Böden und Wänden, die viele Verstecke bieten.

Der Schädlingsbekämpfer rät grundsätzlich dazu, Fugen und Risse immer sofort mit Silikon zu schließen. Und auch mit Fliegengittern vor den Fenstern erspare man sich den einen oder anderen unliebsamen Besuch. (Franziska Zoidl, 23.8.2019)