Um den Wert des deutschen Konzerns zu steigern, drängt US-Investor Elliott das Kleinanzeigenportal Scout24 zum Verkauf der Autoplattform.

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Wer scoutet, der findet", lautet ein Slogan des deutschen Kleinanzeigenportals Scout24. Zu Herzen genommen hat sich diesen Ratschlag offenbar der US-Investor Elliott Associates, der für sein aggressives Vorgehen zur schnellen Wertsteigerung seiner Beteiligungen bekannt ist. Dementsprechend dürfte auch das Management in der Münchener Bothestraße zusammengezuckt sein, als Elliott Mitte Mai mit sechs Prozent bei der börsennotierten Scout24 eingestiegen ist.

Und der Finanzinvestor, der einst auch in Österreich bei den Meinl-Gesellschaften Airports International und International Power kräftig umgerührt hatte, hat seinem Ruf als "Geierfonds" umgehend alle Ehre gemacht: etwa, indem er Scout24-Chef Tobias Hartmann fehlenden Ehrgeiz vorwirft. "Dieser Mangel an Ambition ist gerade für ein börsennotiertes Unternehmen mit der Qualität und den Perspektiven von Scout24 höchst besorgniserregend", kritisierte Elliott nun den deutschen Firmenlenker in einem offenen Brief.

Anteil aufgestockt

Dem Investor, der seinen Anteil inzwischen auf 7,5 Prozent aufstockte, schweben konkrete Maßnahmen vor, wie man den Unternehmenswert signifikant steigern könne: nämlich mit milliardenschweren Aktienrückkäufen und dem Verkauf des Gebrauchtwagenportals Autoscout24.

Man habe das Schreiben von Elliott zur Kenntnis genommen, reagierte das Kleinanzeigenportal am Montag unterkühlt. "Scout24 begrüßt und pflegt einen offenen Dialog mit allen ihren Aktionären", hieß es weiter. Man habe sich in den vergangenen Monaten mit den Aktionären, darunter auch Elliott, aktiv ausgetauscht.

Zu wenig Rückkäufe

Doch die seither ergriffenen Maßnahmen waren für den US-Investor zu dürftig. Statt in Milliardenhöhe, wie von Elliott gefordert, lancierte Scout24 bloß ein 300 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogramm, das auf Pump finanziert wird. Daraufhin konterte Elliott, im Fall einer Übernahme durch die Investoren Blackstone und Hellman & Friedman hätte Scout24 eine deutlich höhere Verschuldung in Kauf genommen.

Die beiden Investoren waren im Frühjahr mit einem Übernahmeangebot bei den Aktionären abgeblitzt. Statt der erforderlichen mehr als 50 Prozent der Anteile hatten diese bloß 35 Prozent der Aktien angedient. Geboten hatten Blackstone und Hellman & Friedman damals 46 Euro pro Aktie, derzeit notiert Scout24 etwas über 50 Euro je Anteilsschein und damit nur hauchzart unter dem bisherigen Rekordhoch.

Aktie noch mehr wert

Das ist Elliott freilich noch lange nicht genug. Scout24 habe noch "signifikantes Wertsteigerungspotenzial", vergleichbare Unternehmen seien deutlich höher bewertet. Durch die dem Management nahegelegten "konkreten und wohlüberlegten Schritte" könne man den Aktienkurs auf mehr als 65 Euro steigern, verkündete Elliott.

Insgesamt beträgt der Börsenwert des Kleinanzeigenportals derzeit gut 5,4 Milliarden Euro. Dabei sei allein das Haus- und Wohnungsportal Immobilienscout24, neben Autoscout24 das zweite große Standbein des Konzerns, mehr als fünf Milliarden Euro wert, argumentiert Elliott. Die Autoplattform, die für Scout24 rund ein Drittel der Umsätze einspielt, komme demgegenüber zu kurz – und solle daher verkauft werden. Elliott zufolge haben der Medienkonzern Axel Springer, der Gebrauchtwagenhändler Auto 1 sowie andere Investoren bereits ihr Interesse signalisiert. Der von Elliott erhoffte Verkaufspreis: bis zu 2,5 Milliarden Euro. (Alexander Hahn, 5.8.2019)