Ein Nachbau nordkoreanischer Scud-Raketen in einem Museum in Seoul.

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Pjöngjang – Nordkorea hat am Montag nach südkoreanischen Angaben erneut zwei "unbekannte Projektile" abgefeuert. Das berichtete die Agentur Yonhap unter Berufung auf Südkoreas Generalstab. Anhand der Flugbahn, die diesmal an der Westküste Nordkoreas ihren Ausgang nahm, gingen Experten zunächst davon aus, dass es sich um Kurzstreckenraketen gehandelt haben könnte. Es wäre der vierte Raketentest in weniger als zwei Wochen.

Erst am Freitag hatte Nordkorea zwei Kurzstreckenraketen von seiner Ostküste abgefeuert. UN-Resolutionen verbieten Nordkorea – das mehrfach Atomwaffen getestet hat – den Start ballistischer Raketen kurzer, mittlerer und langer Reichweite.

Kritik an Manövern und Waffen

Kurz zuvor hatte das nordkoreanische Außenministerium heftige Kritik an den kürzlich begonnen neuen gemeinsamen Militärmanövern Südkoreas und der USA geäußert. Diese würden den Vereinbarungen widersprechen, die Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump im Sommer 2016 in Singapur getroffen hätten. Trump hat dies aber allenfalls nur mündlich zugesagt, in der schriftlichen Deklaration ist von einem Ende der Militärübungen nicht die Rede.

Nordkorea, sagte zudem kurz vor dem Test ein Sprecher, sei "nach wie vor bereit zum Dialog. Allerdings werde man bei weiteren Verstößen Südkoreas und der USA einen "neuen Weg" einschlagen müssen. Noch mehr als die Militärmanöver störe sich der Norden an der Stationierung neuer Waffen in Südkorea. Seoul und Washington wirkten "nach außen gesprächsbereit, aber wenn wir nicht hinsehen, schärfen sie ihr Schwert und fügen und Schaden zu".

Druck durch Hungersnot

Nordkoreas Führung steht besonders unter Druck, seitdem im Land infolge von ausbleibendem Regen und schlechter Ernten wieder Nahrungsmittelknappheit ausgebrochen ist. Experten der Uno fürchten, die Situation könnte sich zu einer Hungersnot ausweiten. Die Wirtschaft des Landes ist 2018 um geschätzte 4,1 Prozent geschrumpft, so stark wie seit gut 20 Jahren nicht mehr. Pjöngjang macht dafür auch die internationalen Sanktionen verantwortlich, sowohl von Südkorea als auch von den USA will man Einsatz für eine baldige Lockerung.

US-Präsident Donald Trump hatte vor den Abschüssen vom Dienstag mehrfach betont, dass ihn die jüngsten Raktentests Nordkoreas nicht stören würden, da sie seinen Vereinbarungen mit Kim Jong-un nicht widersprächen. Kim Jong-un könne seiner Ansicht nach Kurzstreckenraketen testen, solange er auf Langstreckenraketen oder gar auf neue Atomtests verzichte. Nordkorea hat sich allerdings nie zu einem Ende der Atomforschung verpflichtet, es wird davon ausgegangen, dass das Land weiterhin am Bau zusätzlicher Atomwaffen arbeitet. Gegner Donald Trumps werfen ihm vor, mit seiner weichen Rhetorik den Norden zu ermuntern, weiter militärisch zu provozieren. (Reuters, red, mesc, 5.8.2019)