Edeka lockt mit billigen Preisen für Windows- und Office-Paketen.

Foto: APA/AFP/DANIEL ROLAND

Edeka ist vielen Österreichern nur aus dem Fernsehen bekannt. Die rührselige oder geschmacklose Werbung mit dem Opa, der seinen Tod vortäuscht, damit ihn seine Familie besucht, sorgte zu Weihnachten 2015 für Aufsehen. Nun versetzt ein anderes Angebot der Supermarktkette das Netz ins Staunen. Edeka bietet aktuell Lizengo-Cards mit Windows- und Office-Lizenzen zum Spottpreis an. Damit wird fortgesetzt, was bereits Anfang des Jahres feststand: Der Handel mit günstigen Schlüsseln für Microsoft Office floriert. Beim Online-Händler Ebay gibt es Lizenzen um weniger als zehn Euro.

39,99 Euro statt 259 Euro

Bei Edeka gibt es nun Windows 7 für 17,99 Euro und Windows 10 um 39,99 Euro. Zum Vergleich: Bei Microsoft kostet letzteres stolze 259 Euro. Das Office-Paket macht 84,99 Euro (2016) bzw. 104,99 Euro (2019) aus. Selbst die Standard-Version ist erhältlich, die sonst für Einzelpersonen nicht verfügbar ist, muss man doch sonst mittels einer Volumenlizenz mindestens fünf Lizenzen kaufen. Statt 491,27 Euro bietet sie Edeka für 194,99 Euro an.

"Heise" hat den Kauf gewagt. An der Kassa erhält man nach dem Bezahlen noch einen speziellen Kassenbon mit einer zwölfstelligen Pin. Diesen Code muss man nun auf der Lizengo-Website eingeben. Damit lädt man die Software vom Microsoft-Server runter. Außerdem erhält man einen Microsoft-Aktivierungsschlüssel. Man bekommt zwar später die Meldung, wonach das Produkt nicht lizenziert sei – via "Product Key ändern" kann man aber den Aktivierungscode eingeben und Office ganz normal aktivieren. So weit, so gut also. Aber die billigen Preise machen dennoch misstrauisch.

Gerichtsurteile: Legale Praxis

Lizengo sagt, die Lizenzen stammen aus Überbeständen von Microsoft-Kunden, die ihre unbenutzt ließen. Im Falle von Volumenlizenzen kaufen Firmen beispielsweise hunderte Lizenzen, nutzen davon aber nur sechzig. Lizengo betreibt dann Restlverwertung, kauft diese ein und verkauft sie weiter. Sollte ein Aktivierungsschlüssel einmal nicht funktionieren, erhält der Kunde einen neuen, so der Anbieter.

Microsoft Deutschland wies darauf hin, dass ein Aktivierungsschlüssel alleine noch kein Indiz für eine einwandfreie Lizenz sei. Als Vergleich diene der Wohnungsschlüssel. Wer diesen besitzt, habe ja auch noch nicht automatisch einen Mietvertrag. Der Branchenriese verwies allerdings auf Urteile des Europäischen Gerichtshofs und des deutschen Bundesgerichtshofs. Demnach stuften beide Höchstgerichte Lizengos Vertrieb als nicht illegal ein.

Restrisiko bleibt

"Heise" rät Kunden jedenfalls, den Kassenbon sorgfältig aufzubewahren, um bei Lizenproblemen zumindest einen Beleg für den ordnungsgemäßen Kauf in der Hand zu haben. Denn wer nicht beim originalen Anbieter einkauft, trägt immer ein wenig Restrisiko, ob er nun eine legale Lizenz erworben hat. Sollte Microsoft eine missbräuchliche Handhabe entdecken, kann das Unternehmen die Lizenzen jederzeit deaktivieren. Etwa wenn ein und derselbe Schlüssel mehrfach verkauft wird. (red, 6.8.2019)