Laufen und dann leiden: Es kann am Laufstil und an individuellen anatomischen Besonderheiten liegen. Ein Buch klärt auf.

Bild: Thieme

Eigentlich kann fast jeder laufen. Es ist denkbar einfach: Ein Schritt folgt auf den anderen. Teure Ausrüstung, wie man sie für viele andere Sportarten braucht, ist nicht nötig: Ein Paar Laufschuhe und ein Outfit, das halbwegs zum Laufen taugt, reichen. Und dennoch ist Laufen ganz schön schwierig. Denn wer falsch läuft oder nach dem Training nicht ausreichend rastet, riskiert Überlastungen. Das bedeutet dann: Laufpause. Und die tut ambitionierten Läufern fast noch mehr weh als die Laufverletzung selbst.

Beim Lauftraining ist daher guter Rat viel wert. Der vor kurzem erschienene Ratgeber "Medical Running. Laufanatomie analysieren, Lauftechnik optimieren, Läuferbeschwerden wegtrainieren" passt perfekt in die Bibliothek ambitionierter Hobbyläufer. Und selbst diejenigen, die noch nicht auf den Geschmack gekommen sind, könnten nach der Lektüre geläutert sein.

Die Vorzüge des Laufens werden als schier grenzenlos geschildert: Durch regelmäßiges Laufen können Körper und Geist in Einklang gebracht werden. Nicht nur die körperliche Fitness wird dadurch trainiert, sondern auch die mentale Stärke. Und Laufen kann sogar Depressionen mildern, weil im Gehirn Endorphine ausgeschüttet werden. Die grauen Zellen werden beim Laufen außerdem mit einer wahren Sauerstoffdusche versorgt.

Beweglich bleiben

Neben der – sehr berechtigten – Stimmungsmache für das Laufen wird aber auch auf die vielen, vielen Verletzungen eingegangen, mit denen Läufer konfrontiert sind. Und auf Möglichkeiten, sie zu vermeiden: So wird mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen an der perfekten Lauftechnik gefeilt. Es werden Übungen präsentiert, mit denen Läufer beweglich bleiben. Ein großer Teil des Buchs widmet sich den unterschiedlichen Schrauben, an denen man bei der Verletzungsprävention und -behandlung drehen kann. Etwa was den Armeinsatz oder die Schrittfrequenz beim Laufen betrifft. Allerdings, und das ist auch klar: Wer verletzt ist, braucht Zeit und viel Geduld. Wunderheilungen werden in diesem Buch nicht versprochen.

Immer wieder wird betont, dass Regeneration für den Körper wichtig ist, um fit zu bleiben. Daher sollte man lieber einmal ein Training ausfallen lassen und die Beine hochlegen – oder alternative Sportarten wie Yoga, Radfahren und Schwimmen ausprobieren. "Beim Laufen gilt es, Freundschaft mit dem eigenen Körper zu schließen, auf seine Weisheit zu lauschen und achtsam mit ihm umzugehen", heißt es im Buch. Das ist für viele Läufer und Läuferinnen sicher hilfreich.

In den Flow kommen

Ein Kapitel, das in keinem Buch über das Laufen fehlen darf: Der berühmte Flow, in den manche Läufer kommen. Das ist eine Phase, in der man wie von selbst läuft, ohne dass es körperlich anstrengend ist. Wer das auch einmal erleben möchte: Im Buch finden sich Anleitungen zu einer mehrteiligen Laufmeditation, die man sich auf das Handy sprechen und beim Laufen anhören kann.

Wirklich gut ist, dass das Buch auf Eigeninitiative setzt und sehr konkrete und vor allem unkomplizierte Handlungsanweisungen gibt, ohne dass teures Equipment oder ein Trainer vonnöten sind. Nach der Lektüre beginnt man den eigenen Laufstil zu analysieren und zu optimieren. Ob das wirklich jedem Hobbyläufer gelingt, ist aber fraglich. Ein kleiner Tipp: Das Buch eignet sich besonders gut als Lektüre bei der Regeneration. (zof, 8.8.2019)