Die Akademik Lomonossow bei ihrer Ankunft im Atomflottenstützpunkt bei Murmansk, Mai 2018 ...

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... und mit der neuen Rosatom-Lackierung, Juni 2019.

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Mehr als 30 Atomkraftwerke sind derzeit in Russland im Betrieb, viele davon noch aus Sowjetzeiten. Die Anlage im sibirischen Bilibino, die seit 1974 den Autonomen Kreis der Tschuktschen mit Strom und Fernwärme versorgt, ist für eine Laufzeit von 30 Jahren ausgelegt, mit Modernisierungsmaßnahmen wurde diese immer wieder verlängert. Weil durch den Klimawandel der Permafrostboden, auf dem das Kraftwerk 1966 errichtet wurde, aufzutauen droht, wird Ersatz dringend benötigt.

Statt im abgelegenen Norden ein neues Kraftwerk zu errichten, setzt der Energiekonzern Rosatom auf ein Konzept aus den 1950er-Jahren: Schon damals wurden Pläne gewälzt, wie man kleine Atomreaktoren auf Schiffen installieren könnte, um mit diesen schwimmenden Kraftwerken abgelegene Regionen mit Strom zu versorgen. Von 1968 bis 1976 setzten die USA in der panamaischen Kanalzone das umgebaute Frachtschiff Sturgis ein, das mit einem Zehn-Megawatt-Reaktor ausgerüstet wurde.

Zwei Reaktoren

Das schwimmende Atomkraftwerk Akademik Lomonossow, das dieser Tage den Hafen Murmansk verlassen soll, kann siebenmal so viel Strom erzeugen: Die beiden 35-Megawatt- Druckwasserreaktoren vom Typ KLT-40 sind Neukonstruktionen und werden auch zum Antrieb von Eisbrechern eingesetzt.

In einem eigens errichteten Dock bei der Stadt Pewek unweit der Beringstraße verankert, soll Akademik Lomonossow noch heuer in Betrieb gehen. Kritiker warnen vor einer möglichen Katastrophe im Polarmeer, Greenpeace bezeichnet das Schiff als "schwimmendes Tschernobyl" und "nukleare Titanic".

Norwegen äußerte Bedenken

Norwegen hat im Vorjahr durchgesetzt, dass das Schiff erst dann mit Brennstoff beladen wird, wenn es nach der zehnjährigen Bauzeit die Werft in St. Petersburg hinter sich gelassen hat und rund um Skandinavien geschleppt worden ist.

Der Hersteller hofft, weitere schwimmende Kraftwerke exportieren zu können, mehrere südostasiatische Staaten und der Sudan sollen Interesse bekundet haben. Auch in Indien, Bangladesch und in der Türkei plant der Rosatom-Konzern, für den weltweit rund 250.000 Menschen arbeiten, Atomkraftwerke. (bed, 6.8.2019)