"Copeylius" ist ein heimischer Twitch-Streamer der anderen Art.

Foto: "Copeylius"

"Copeylius" aus Österreich ist ein Streamer der anderen Art. Während Millionen mit Gaming um die Gunst der Zuschauer buhlen, geht der im Doktoratsstudium befindliche Historiker seinen eigenen Weg. So kann man bei dem Streamer etwas über das Mittelalter lernen. Copeylius, der seinen echten Namen nicht nennen möchte, übersetzt vor der Kamera vorrangig mittelalterliche Schriften aus dem 15. Jahrhundert und bastelt ab und zu etwas – kürzlich einen Pfeil, manchmal auch Aluhüte. Gaming bekommt man bei dem Österreicher ebenso zu sehen, allerdings kein Fortnite, wie er dem STANDARD erzählt.

Seit 2016 streamt Copeylius

Zu der Plattform gestoßen ist "Copeylius" bereits im Jahr 2014. Damals stieß er auf das Format "Twitch Plays Pokémon", bei dem User im Chat die Steuerung des Klassikers übernehmen konnten. Zwei Jahre später fing er dann auch selbst an, sich auf der Plattform zu zeigen. Anfangs nur in englischer Sprache, mittlerweile ist der Österreicher aber zu seiner Muttersprache zurückgekehrt. Um die 50 Zuschauer schalten bei Copeylius ein, wenn er streamt. Mit dem verdienten Geld kann der heimische Streamer laut eigenen Angaben maximal einen Teil der Kosten decken. Abhängig ist er von Twitch aber ohnehin nicht, da er bereits in einem Arbeitsverhältnis ist.

Spaß steht für Copeylius im Vordergrund

Allgemein geht es Copeylius auch nicht um den großen Durchbruch, der angesichts seines Nischendaseins wohl ohnehin nicht so schnell eintreten wird. Der Österreicher zeigt sich aber regelmäßig vor der Kamera, weil es ihm Spaß macht. "Die Interaktion mit meinen Zuseherinnen und Zusehern, die aus völlig unterschiedlichen Bereichen bei mir gelandet sind, stellt für mich den größten Gewinn dar. Diese mögliche Interaktion ist es auch, was den Reiz des Livestreamings für mich ausmacht. Wenn ich dann noch mit Mythen aufräumen und jemandem etwas beibringen kann, ist es der Jackpot", erzählt er.

Copeylius bei seiner Arbeit vor der Kamera.
Foto: "Copeylius Avantgardius"

Reisen, musizieren und zeichnen auf Twitch

Neben Copeylius gibt es immer mehr Streamer, die sich bei unterschiedlichen Tätigkeiten vor der Kamera zeigen. So kann man Menschen beim Reisen, Malen, Zeichnen oder Kochen zuschauen. Die Streamingplattform, die sich anfangs nur an Gamer gerichtet hat, bietet hier mittlerweile keine Grenzen mehr – einzig jugendfrei sollte die Aktivität sein. "Kawau TV" aus Niederösterreich ist etwa so ein Streamer, der vor der Kamera musiziert und bei seinen unregelmäßigen Streams mehrere Hundert Zuschauer anlockt.

Österreichische Community ist gut vernetzt

Von einem derart großen Publikum ist Copeylius noch etwas entfernt, allerdings wächst sein Channel rasant. Laut dem Streamer ist es durchaus wichtig, sich mit anderen Usern zu vernetzen. Konkurrenzdenken macht hierbei keinen Sinn. Damit sich die österreichischen Streamer zusammenfinden, hat der Historiker mit "Austrian Entertainment" bereits eine Community ins Leben gerufen – mehr als 220 heimische Streamerinnen und Streamer sind bereits Teil davon.

Ein Geheimtipp des Streamers

Sollte man sich nun auch auf der Plattform zeigen wollen, rät Copeylius dazu, dass es primär Spaß machen sollte – egal welche Ambitionen man hat. "Zuseherinnen und Zuseher bleiben einem nur, wenn sie gut unterhalten werden", erzählt der heimische Streamer. Und eine Sache ist auch wichtig, die von vielen Usern vernachlässigt wird: "Bitte Leute, achtet auf euer Audio! Mein Geheimtipp!" (Daniel Koller, 7.8.2019)