ORF-"Weltjournal"-Moderatorin Cornelia Vospernik ist mit Rainer Maria Rilkes "Duineser Elegien" unterwegs in der Nähe von Triest.

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Ab Mittwoch setzt das ORF-Weltjournal (ab 22.30 Uhr, ORF 2) seine Reihe der persönlichen Stadtporträts von ORF-Korrespondenten fort, Auslandsjournalisten präsentieren darin ihre Stadt und deren Besonderheiten und geben so oft auch Einblick in ihren Berufsalltag. Die Reihe gibt es seit 2013, bisher wurden 26 Städteporträts ausgestrahlt.

Diese Porträts kommen bei den Zuschauern gut an, das Format ging 2013 erstmals auf Sendung. Bisher wurden 26 Stadtporträts ausgestrahlt. Im August 2018 wollten immerhin rund 340.000 Zuseher Mein Alexandria von Karim El-Gawhary sehen, das Porträt über Hongkong im Sommer des vergangenen Jahres erreichte rund 300.000, Tokio rund 260.000.

Den Anfang macht dieses Jahr Weltjournal-Moderatorin Cornelia Vospernik. Sie ist im italienischen Triest unterwegs, hat dort auch ihren Nebenwohnsitz. "Außenpolitische Journalisten, die man nur als Berichterstatter kennt, zeigen Orte, die es in keine ZiB schaffen, und sprechen über Dinge, die auch keinen reinen News-Wert haben. Sie zeigen, wo sie gerne sind, was sie gerne essen, warum sie einen Ort mögen, einen anderen interessant finden. Das schafft eine andere Identifikation mit einem Ort als irgendein Reiseführer, und vielleicht ist es auch sympathisch, die Gestalter einmal anders und viel persönlicher zu sehen. Oder zerzaust und verschwitzt", erklärt sie den Unterschied zu anderen Stadtporträts.

Weder jung noch vital

Vorspernik lernte Triest schon als Schülerin des United World College besser kennen. "Meine Geschichte mit Triest ist untrennbar verbunden mit meiner Erfahrung als Schülerin im UWC Duino. Damals, in den 1980er-Jahren, war das Randregion und auch echtes Ausland. Ich habe eine Aufenthaltsgenehmigung gebraucht. Das Triestiner Bahnhofsviertel war damals belebter als heute, es gab jede Menge Geschäfte, die sich auf jugoslawische Kunden verlegt hatten. Da sind jetzt die Chinashops. Jung und vital ist Triest noch immer nicht", erzählt sie dem STANDARD.

Die Zukunft der Stadt sieht sie dennoch positiv. "Wenn ich mir die Bautätigkeit ansehe, glaube ich, es geht langsam aufwärts in dieser von Abwanderung und Überalterung geprägten Stadt. Wobei, der Barbesitzer in meinem Haus sagt immer: 'Wir gehen zu euch nach Österreich, um dort zu arbeiten, und ihr kommt zu uns wohnen.'"

Die Stadtporträts dauern jeweils eine halbe Stunde – nicht viel Zeit, um eine Stadt vorzustellen. Da gilt es, sich genau zu überlegen, welche Orte vorkommen sollen. "Man muss die Balance finden zwischen dem, was erzählt werden muss, und dem, was man unbedingt erzählen will", sagt Vospernik. "Triest ohne Hafen geht nicht. Dass Triest eine Stadt mit hohem Forscheranteil ist, fand ich interessant zu erzählen, weil es wahrscheinlich weniger bekannt ist. Illy ist eine Weltmarke aus dieser Stadt, und der Chef ist redselig. Aber natürlich hätte ich auch gerne mit dem Politiker Illy gesprochen."

Stadt der Literatur

Ihr subjektives Triest hingegen sei eine Stadt der Literatur. "Immerhin habe ich dort meinen ersten James Joyce gelesen. Es ist eine mehrsprachige Stadt. Ich wollte auch das slowenische Triest zeigen. Da gibt es noch einiges mehr, zum Beispiel ein ständiges slowenisches Theater, im Karst über Triest noch einiges an Orten, in der Stadt noch andere Viertel, aber in 30 Minuten muss man eine Auswahl treffen", sagt Vorspernik. Sie selbst versucht, "wann immer es geht" nach Triest zu kommen. "Aber öfter als einmal im Monat oder einmal alle zwei Monate ist das derzeit nicht der Fall. Mein Plan ist aber, dass sich für mich der Kreis dort einmal schließt. Triest war mein erster Auslandsaufenthalt. Duino die Erfahrung mit einer internationalen Gemeinschaft. Beides hat mich sehr geprägt und, wie ich glaube, meinen Berufsweg vorgezeichnet." Ihr Triest in drei Wörtern: "Wind, Wasser, Sehnsucht".

Kabul, Prag, New York

Am 14. August (22.30 Uhr in ORF 2) wiederholt der ORF Fritz Orters Porträt über die afghanische Hauptstadt Kabul, Ernst Gelegs ist am Mittwoch, 21. August in Prag unterwegs. Am 28. August folgt Mein New York der ehemaligen Eco-Moderatorin Angelika Ahrens. (Astrid Ebenführer, 7.8.2019)