Hertl kann auch Helles: Mutti's Sonnenschein

Foto: Conrad Seidl

Craftbier-Brauereien haben in den vergangenen Jahren alle möglichen historischen Bierstile wiederbelebt und teilweise neu interpretiert. Die Biermanufaktur Hertl im fränkischen Schlüsselfeld hat mit ihrer Gurken-Gose sogar eine Innovation geschaffen, die inzwischen weltweit nachgebraut wird – nur für die eigene Produktion muss David Hertl nach Österreich ausweichen und den "alkoholhaltigen Salat" bei der Brauerei Gusswerk herstellen lassen.

Aber Hertl kann auch Helles, einen Bierstil, der keine Braufehler verzeiht. Sein Helles ist seiner Mutter gewidmet, es ist von sattem Strohgelb mit schönem Schaum – aber man wundert sich über die unerwartete (auf dem Etikett nämlich in keiner Weise angekündigte) Trübung. Es gibt stiltypisch viel weißen Schaum und einen schwefeligen Malzduft, der stilkonform ist. Es ist ein malzbetontes Bier, in dem Bittere und CO2 etwas zurücktreten müssen und sich gerade zur richtigen Zeit harmonisch einbringen – der Trunk gleitet also nie ins Süße ab. Hopfen rundet erst den Nachtrunk ab und sorgt für die Trockenheit, die zum Weitertrinken anregt. Hertl zeigt: Auch Craft-Brauer können anständiges Helles brauen. (Conrad Seidl, RONDO, 30.8.2019)