Wilhelm Brauneder legte den Vorbericht der FPÖ-Historiker vor.

Foto: Neubauer

Übertreibungen war er immer abhold: Wilhelm Brauneder ist vom Typ her ein Mann des Ausgleichs – wenn auch mit fester ideologischer Verankerung. "Deutschtümelei", meinte er einst, sei eine ebenso unsinnige Haltung wie "Frömmelei". Fromm sein sei dagegen in Ordnung. Und sich mit dem Deutschtum zu identifizieren auch: Brauneder tat das jahrzehntelang mit wissenschaftlicher Akribie, er war Professor für Verfassungsrecht und Rechtsgeschichte mit dem Schwerpunkt "Deutsche Rechtsgeschichte".

Aus wissenschaftlicher Sicht erklärte er auch die Entstehung des Staates Deutschösterreich in zwei Büchern und war zeitweilig Vorsitzender der Vereinigung für Verfassungsgeschichte. Diese Geschichtskenntnis prädestinierte ihn zum Mitglied der Historikerkommission der FPÖ, sein Alter (Jahrgang 1943) und seine politische Erfahrung als Nationalratsabgeordneter und Dritter Nationalratspräsident (1996–1999) legten nahe, dass er deren Vorsitzender sein würde.

Treffen im Hinterzimmer

Als solcher rief er die anderen Forscher zur freiheitlichen Parteigeschichte mehr oder weniger regelmäßig zu einem Treffen im Hinterzimmer des Gasthaus Herlitschka in Wien-Landstraße, wo man sich eineinhalb Jahre lang darüber ausgetauscht hat, was nun an braunem Untergrund unter der blauen Parteifarbe der Freiheitlichen hervorgekratzt werden sollte.

Außenstehende hätte dabei interessiert, welche aktuellen Verbindungen die FPÖ zu Rechtsextremisten unterhält – aber das war der Kommission zu wenig historisch. Interessiert hätte vielleicht auch, ob und welcherlei Kellernazi-Verbindungen in Burschenschaften bestehen und wie diese bis heute in die FPÖ wirken – das war aber leider, leider nicht so leicht zu untersuchen.

Brauneder selbst ist zwar gern gesehener Referent in jenen Kreisen, er ist aber selbst nicht korporiert. Auch dass einige seiner Aufsätze im – in den letzten Jahren vor seiner Einstellung weit nach rechts abgedrifteten – Akademikerverbandsmagazin "Aula" erschienen sind, hat er stets damit erklärt, dass es sich nicht um Originalbeiträge gehandelt habe, sondern um Nachdrucke. Zu deren Inhalten stehe er selbstverständlich, wem auch immer diese in den Kram passten.

Akademische Freiheit eben. Unter diese fällt auch Brauneders Einschätzung nach Vorliegen des Rohberichts der Historikerkommission, dass die FPÖ eine Partei wie jede andere auch sei. (Conrad Seidl, 7.8.2019)