Schon wieder nicht auf dem Mailverteiler? Wieder nicht zum Meeting geladen? Es könnte sich um Vorboten handeln ...

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Eine gewisse ungute Vorahnung, sagt Erich Nepita, Geschäftsführer der Outplacement-Beratung Lee Hecht Harrison/OTM, hätten die meisten Klienten gehabt, die nun bei ihm sitzen. Sein Unternehmen betreut Gekündigte und versucht, sie in einen neuen Job zu begleiten. Meistens zahlt dieses Outplacement der frühere Arbeitgeber quasi als Sozialleistung auf hohem Niveau.

Welche Anzeichen führen zu dieser unguten Ahnung? Nepita nennt neun Punkte:

1. Entscheidungen über Ihren Bereich werden ohne Sie getroffen

Ihr Verantwortungsbereich wird auf einmal auf andere, teilweise auch jüngere Kollegen aufgeteilt, unter dem Vorwand, "der/die muss in die Aufgabe hineinwachsen". Warum wurde das nicht von vornherein mit Ihnen besprochen?

2. Ihre Spesenabrechnungen werden genauer hinterfragt

Obwohl Sie seit Jahren zum Flughafen mit dem Taxi fahren, heißt es plötzlich: "Ist es unbedingt notwendig gewesen, ein Taxi zu nehmen?"

Dahinter können Einsparungen stecken, aber vielleicht auch etwas anderes?

3. Ihre Chefs meiden den direkten Kontakt mit Ihnen

Es ist sehr unangenehm, mit jemandem zu arbeiten, dessen Schicksal man schon kennt, der aber selbst noch nichts ahnt. Solche Situationen vermeidet man. Sollten also Termine abgesagt, Gespräche sehr kurz gehalten werden, kann das am Termindruck liegen. Es kann aber auch mehr dahinterstecken.

4. Sie erfahren erst später von wichtigen Firmenentscheidungen

"Ach ja, das habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt: Unsere Niederlassung in den USA wird ausgebaut" – alle anderen nicken wissend, nur für Sie ist es neu. Es kann Zufall sein – aber auch, dass Sie nicht gut vernetzt sind oder vergessen wurden. Vielleicht ein Warnsignal?

5. Ihr Name wird im E-Mail-Verteiler vergessen

Die Weihnachtsfeier wird per E-Mail angekündigt. Alle bekommen die Nachricht, nur Sie erst zwei Tage später – mit einer Entschuldigung, selbstverständlich. So etwas kann passieren, manchmal sind die Verteiler nicht ordentlich gepflegt. Aber hier stimmt vielleicht etwas nicht.

6. Ihnen werden Projekte abgenommen

"Das wollte ich Ihnen noch sagen: Die Filiale in den USA übernimmt das Projekt jetzt, weil es in die nächste Phase geht. Sie wissen ja Bescheid."

Wussten Sie nicht! Sie sind überrascht und enttäuscht. Hier kann ein direktes Gespräch helfen, in dem Sie deutlich machen, dass Sie das Projekt durchaus gern weiterführen würden.

7. Ihre Redezeit in Besprechungen wird verkürzt

Im Jour fixe stellt jeder seine Projekte vor und informiert kurz über die Fortschritte. Das ist eigentlich Routine. Sie kommen seit Wochen als Letzter an die Reihe, es ist dann meist nicht mehr viel Zeit. Der Chef hat das Meeting dann oft schon verlassen. Sie erläutern Ihre Punkte für die Kollegen und werden abgewürgt: andere Termine, keine Zeit mehr. Zufall?

8. Sie werden zu Besprechungen nicht eingeladen

Die Strategiesitzung findet immer im Herbst statt, um die Meilensteine festzulegen und alle auf die neuen Ziele einzuschwören. Alle haben schon die Einladung in der Mailbox, nur Sie gehen leer aus. Auf Nachfrage erfahren Sie, dass man in diesem Jahr die Teilnehmerzahl klein halten will und Ihr Kollegen Ihren Bereich mitvertreten soll. Vielleicht: Alarmstufe Rot!

9. Die Wertschätzung Ihnen gegenüber nimmt ab

Fehlende Akzeptanz Ihnen gegenüber drückt sich in wiederkehrender Kritik, aber auch in häufigeren abschätzenden Bemerkungen aus.

Dazu, sagen die Outplacement-Berater, sollte man sehr aufmerksam folgende drei Alltagssituationen analysieren:

1. Wenn Ihre Beiträge und Vorschläge nicht mehr die Akzeptanz finden und nicht mehr berücksichtigt werden.

2. Wenn nach Ihrer Meinung oder nach Ihrer Beurteilung nicht mehr gefragt wird.

3. Wenn Sie keine klaren Antworten mehr auf Ihre Fragen erhalten.

Und welchen guten Rat gibt es dann, wenn sich alles verdichtet? Nepita: "Die Angst vor dem Verlust der Arbeitsstelle mag im Großteil der Fälle absolut unbegründet sein, trotzdem sollten Sie bei einer konkreten Häufung von Warnzeichen proaktiv das Gespräch mit Ihrem Chef suchen. Auch Ihr Arbeitsverhältnis ist vor allem ein vertragliches und bedarf einer regelmäßigen angemessenen Beurteilung hinsichtlich der Risiken. Lassen Sie sich nicht von Ihren Ängsten lähmen, sondern werden Sie aktiv, bereiten Sie sich auch auf eine eventuelle Kündigung vor. Gut vorbereitet können oft einvernehmliche Trennungen inklusive erreicht werden." (kbau, 9.8.2019)