Eine Frau rettet ihr Hab und Gut aus einem zerstörten Haus in Syrien.

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Die Ergebnisse einer aktuelle Studie des australischen Forschungszentrums für psychische Gesundheit in Queensland besagen, dass 22,1 Prozent der Menschen in Konfliktregionen unter psychischen Erkrankungen leiden. Die Zahlen stimmen mit jenen der Weltgesundheitsorganisation WHO überein. Diese hatte bereits im Juni – mit Berufung auf das gleiche Forschungsinstitut – alarmiert gemeldet, dass jeder fünfte von Konflikt betroffene Mensch unter Depressionen, Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, einer bipolaren Erkrankung oder Schizophrenie leide.

"Wenn man die große Anzahl dieser Menschen in Betracht zieht, ist es ein humanitäres 'Muss', diese Probleme zu verringern", schreiben die Autoren der Studie. Fünf Prozent der Leidenden sei schwerkrank, so der Bericht. Vier Prozent betrage die Häufigkeit moderater Störungen, leichte Störungen hätten eine Häufigkeit von 13 Prozent.

Frauen häufiger von Depressionen betroffen

Die Ergebnisse unterstreichen die langfristigen Auswirkungen von Kriegen in Ländern wie Afghanistan, Irak, dem Südsudan, Syrien und dem Jemen, erklärt die WHO. Die Zahlen seien deutlich höher als in Ländern, in denen Frieden herrscht. Dort leide nur einer von 14 Menschen an einer psychischen Erkrankung.

Die Studie analysierte Forschungsergebnisse aus 39 Ländern, die zwischen 1980 und August 2017 veröffentlicht wurden. Naturkatastrophen und öffentliche Gesundheitsnotfälle wie Ebola wurden nicht berücksichtigt. Die Studie ergab auch, dass die Rate von Depressionen und Angstzuständen in Konfliktzonen mit zunehmendem Alter höher ist und dass Depressionen häufiger bei Frauen als bei Männern auftreten.

Auch in Österreich mangelt es an Ressourcen für die Betreuung

Seit Jahren beklagt die Wiener Initiative Hemayat mangelnde Finanzmittel und damit Ressourcen für die Betreuung von Flüchtlingen und Folteropfern. Im Jahr 2018 wurden 1.353 Menschen, darunter 221 Kinder und Jugendliche, aus 51 Ländern betreut. Insgesamt wurden 14.686 Betreuungsstunden geleistet.

"Psychotherapie mithilfe von Dolmetschern ist eine sehr spezielle Leistung, die das öffentliche Gesundheitswesen in Wien nach wie vor nicht anbietet", schrieb die Organisation vor einigen Wochen. Dadurch seien sehr viele Menschen auf Hemayat angewiesen. Für mehr als 600 Menschen, die derzeit auf Psychotherapie oder ein Abklärungsgespräch warten, würden die finanziellen Mittel fehlen. (red, APA, 7.8.2019)