Noch müssen Radfahrer auf der Linken Wienzeile auf der Autospur in die Pedale treten. Das wird sich mit dem neuen Radweg ändern.

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Von einem "Verkehrschaos" und "hohen Kosten" spricht die Wirtschaftskammer und schlägt Alarm: Ab September 2019 brauchten die Wiener "gute Nerven". Dann beginnt der Bau des Radwegs am Naschmarkt. Als "Lückenschluss" zwischen Nibelungengasse und Köstlergasse von der grünen Ex-Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou geplant, sorgte der Zweirichtungsradweg von Beginn an für Aufregung.

Denn um neben der neuen Spur die beiden Fahrbahnen für den motorisierten Individualverkehr erhalten zu können, fallen rund 70 Parkplätze weg. Dass es für die Kunden des Naschmarkts und der Geschäfte entlang der Wienzeile in den öffentlichen Garagen rund um den Naschmarkt zum Ausgleich verbilligtes Kurzparken geben soll, reicht nicht allen Kritikern.

Doch jetzt sorgt die Baustelle für Kritik. Der ÖAMTC kalkulierte für die Kammer mittels eines Staukostenrechners die künftige Belastung. So beginne die höhere Verkehrsbelastung, die durch den Wegfall einer Spur entstehe, bereits ab 14 Uhr und ende erst um 22.30 Uhr. Dadurch sei mit einem Stau von insgesamt 8,5 Stunden pro Werktag zu rechnen. Den Höhepunkt werde die Staulänge um 19 Uhr erreichen. Dann solle sie bis zu 7,4 km betragen, was in etwa der Distanz von Schönbrunn zum Stephansplatz entspreche. Betroffen sei nicht nur die Linke Wienzeile, sondern auch umliegende Bezirke.

Sanierung der Fahrbahn

"Wir werden ab September eine Fahrspur weniger haben. Es ist klar, dass es bei einer Reduktion um 50 Prozent zu Staus kommt", sagte Baustellenkoordinator Peter Lenz dem STANDARD. Doch das liege nicht per se an der Entwicklung des Radwegs. Die "uralte" Straße müsse saniert werden. Der Radweg werde gleich mitgemacht. Stau gebe es sowieso.

Neben Nerven koste das Unterfangen vor allem Geld, bekrittelt die Wirtschaftskammer. Die Verkehrsbelastung und der Stau würden sich an einem Werktag mit rund 71.000 Euro zu Buche schlagen, davon 68.000 Euro Zeitkosten und 3000 Euro Energiemehrkosten. Die Gesamtkosten während der Bauzeit würden in Summe 3,5 Millionen Euro betragen.

Sommer, Herbst und Winter

"Baustellen dieser Größenordnung sollten nicht im Herbst und Winter angesetzt sein", sagte der Obmann der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Wien, Rainer Trefelik. Bestätigt sah sich durch die Berechnungen der Verkehrssprecher der ÖVP Wien, Manfred Juraczka. Er fordert "ein Machtwort von Bürgermeister Ludwig".

Lenz kontert: Durch die U4-Sanierung und den Schienenersatzverkehr sei es nicht möglich gewesen, im Sommer zu bauen.

Baustelle bis Mitte Dezember

Die Baustelle ist von 1. September bis 15. Dezember geplant. Um Staus möglichst gering zu halten, arbeite die Stadt eng mit der Polizei zusammen, sagte Lenz. Und: "Jeder, der nicht unbedingt mit dem Auto dorthin muss, sollte die Strecke tunlichst meiden." Die Vorankündigung von Baustellen habe in der Vergangenheit oft geholfen, Verkehrschaos zu vermeiden. Vassilakous Nachfolgerin Birgit Hebein wollte die Causa nicht kommentieren. (ook, 7.8.2019)