Auf einen ausgewachsenen Goliathfrosch können selbst Ochsenfrösche und Aga-Kröten nur voller Neid blicken.
Foto: Marvin Schäfe

Selbst ist der Frosch: Alle Amphibien sind auf Wasserflächen angewiesen – zumindest, um dort ihre Brut aufzuziehen. Der größte Froschlurch der Welt, der Goliathfrosch (Conraua goliath), gibt sich aber nicht mit dem zufrieden, was ihm die Natur zufällig bereitstellt, sondern bessert kräftig nach. Und seine Größe ist ihm dabei sehr behilflich.

Goliathfrösche kommen nur in den Regenwäldern Kameruns und Äquatorialguineas vor und werden 30 bis 40 Zentimeter lang – womit nur der Rumpf gemeint ist. Mit ausgestreckten Beinen erreichen sie die doppelte Länge. Über ihre Lebensweise und ihren Gesamtbestand ist recht wenig bekannt. Forscher schätzen aber, dass die Population der Riesenfrösche im vergangenen Jahrzehnt um mehr als die Hälfte geschrumpft ist. Zum Teil liegt dies an der Zerstörung ihres Lebensraums durch Rodungen, zum Teil an übermäßiger Bejagung als "Bushmeat": Mit über drei Kilogramm Masse ist ein solcher Frosch eine lohnende Beute.

Hier war ein amphibischer Architekt am Werk.
Foto: Marvin Schäfer

Allerdings waren es auch Jäger, die Forschern nun zu erstaunlichen Erkenntnissen über den Goliathfrosch verholfen haben. Marvin Schäfer vom Naturkundemuseum Berlin ging Berichten von Jägern nach, denen zufolge Goliathfrösche eine ungewöhnlich aufwendige Brutpflege betreiben: Sie sollen für ihren Nachwuchs kleine geschützte Teiche anlegen und anschließend bewachen.

Die Forscher hielten also entlang des Mpoula-Flusses Ausschau nach solchen Teichen und fanden insgesamt 22 potenzielle Brutstätten. 14 davon enthielten tatsächlich jeweils etwa 3.000 Froscheier. Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass "jemand" ein gutes Stück Arbeit in diese Teiche gesteckt hatte. Einige waren einfach Tümpel, aus denen alles Laub, Geröll und sonstiger Abfall beseitigt worden war. (Im Kontrast dazu waren ungenützte Tümpel voll von solchem Material.) Schon etwas avancierter präsentierten sich Teiche, um die dieser Aushub zu Dämmen aufgeschichtet war.

Bei den am aufwendigsten angelegten Teichen in Kreisform bestanden die Dämme aus Steinen von bis zu zwei Kilogramm Gewicht. Die Frösche konnten also ihre beachtliche Muskelmasse für Baggerarbeiten nutzen, um ihrem Nachwuchs eine Kinderstube einzurichten, in der er gegen die Gefahren geschützt ist, die im nahen Fluss lauern würden – ob Strömungen oder Räuber. Außerdem bewahren die Dämme Eier und Kaulquappen davor, bei starkem Regen aus dem Teich gespült zu werden.

Dieser Jungfrosch hat gerade erst die Metamorphose hinter sich gebracht und noch eine Menge Wachstum vor sich.
Foto: Marvin Schäfer

Zwar wurden die Frösche trotz Kamerafalle nie direkt bei den Konstruktionsarbeiten beobachtet – die Forscher konnten lediglich das jeweilige Ergebnis feststellen. Aber immerhin bestätigten Aufnahmen die andere Beobachtung der Jäger: nämlich dass die Eltern ihren Nachwuchs hüten. Infrarotbilder zeigten einen Goliathfrosch unbestimmbaren Geschlechts, der die ganze Nacht hindurch bei seinem Nest Wache schob.

Ihre Studie zu Goliathfröschen haben die Forscher im "Journal of Natural History" veröffentlicht. Schäfers Kollege Mark-Oliver Rödel dazu: "Die Tatsache, dass wir diese Verhaltensweisen erst jetzt entdeckt haben, zeigt, wie wenig wir selbst über einige der spektakulärsten Lebewesen unseres Planeten wissen." (jdo, 9.8.2019)