Mit seinen erfolgsversprechenden In-App-Käufen ähnelt Tinder so manchen mobilen Videospielen, bei denen man Geld ausgeben kann, um leichter zu gewinnen

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Mit Apps wie Tinder wird Dating praktisch zum mobilen Handyspiel. Auch wenn es sich bei Tinder um eine Dating-App und kein Game für das Smartphone handelt, ist die Ähnlichkeit unverkennbar. Wie bei allen Smartphonespielen gibt es auch bei Tinder ein klares Ziel und festgelegte Regeln. Es macht Spaß und es fordert die Geschicklichkeit heraus – denn online zu flirten und sich selber im besten Licht zu präsentieren ist nicht ganz einfach.

Mit Geld Erfolgschancen erhöhen

Eine weitere Ähnlichkeit mit Videospielen – besonders jene für Smartphones – ist die Trendentwicklung zu Mikrotransaktionen. "Pay to Win", heißt es bei einem Großteil der heutigen, mobilen Videospiele. Mit Geld können etwa Boosts und Vorteile gekauft werden, die den Erfolg im Spiel garantieren.

Auch in dieser Hinsicht unterscheidet sich Tinder kaum von mobilen Games. Mit Geld können die Chancen Liebessuchender verbessert werden. Beispielsweise können "Super Likes" erworben werden. Diese kann man einmal pro Tag vergeben, um bei einer beliebigen Personen sofort aufzuscheinen.

Geht man in der Masse von Profilen unter, kann mithilfe von "Boosts" das eigene Profil sichtbarer gemacht werden. Dafür scheint man selber, für eine limitierte Zeit, höher im Profil-Kärtchen-Stapel anderer auf.

30 Euro pro Monat

Seit 2017 gibt es auf Tinder auch ein Abonnement-Angebot. Als "Tinder Gold" Abonnenten erhält man eine Reihe an Vorteile, die zu einem regelrechten Gamechanger werden. Für knapp 30 Euro im Monat, kann ein "Likes You"-Feature die Suche nach einem Date besonders einfach machen. Mit dieser Funktion ist es Abonnenten möglich, eine Liste von Personen, die bereits nach rechts – also "Gefällt mir"-gewischt haben – einzusehen. So müssen zahlende Kunden nicht mehr vergeblich auf auf ein Match – wenn beide Seiten nach rechts gewischt haben – warten.

Sich den Erfolg auf der Dating-App erkaufen zu können, stößt auf große Beliebtheit unter den Nutzern – zumindest lässt sich das in den Geschäftszahlen Tinders erkennen. Laut Tinder habe die Datingplattform im letzten Quartal 500.000 neue, zahlende Abo-Kunden an Land gezogen. Von den insgesamt 50 Millionen weltweiten Nutzern Tinders sind 5 Millionen Abonnenten von "Tinder Gold" oder der günstigeren Variante "Tinder Plus". Der Erfolg des Abo-Angebots macht die Dating-App zur erfolgreichsten Applikation im App Store – mit Ausnahme von Mobilegames.

Konzerne

Laut einem Bericht der New York Times mache Tinder 70 Prozent seiner Einnahmen durch Abonnenten. Die restlichen 30 Prozent kämen von kaufbaren Features, wie "Boosts" und "Super Likes".

Hinter der Dating-App steckt der Konzern Match Group, der den Großteil der erfolgreichen Dating-Apps in der Hand hält. Während OkCupid, ein weiteres Produkt von Match Group, seit 2012 die "Super Like" Funktion anbietet, sträubten sich die Gründer Tinders gegen das Feature. Mit dem "Super Like", würde das Double-Opt-In Prinzip, die das Grundgerüst Tinders darstellt, verloren gehen. (hsu, 16.08.2019)