Vor kurzem wurden in Tokio die Medaillen der Sommerspiele 2020 präsentiert. Für Österreich hängen sie so hoch wie selten zuvor.

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Tanja Frank (links) war 2016 Olympiadritte, nun sitzt (oder steht) sie selbst am Steuer und will mit Lorena Abicht (re.) 2020 reüssieren. Als WM-Zweite 2018 zeigten die beiden schon auf.

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Höher, schneller, weiter, so lautet das olympische Motto. Es lässt sich auf Österreich wie folgt umlegen: Höher, immer höher, hängen die Medaillen. Schneller, als man meinen möchte, kommen die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio daher (24. Juli bis 9. August). Und weiter wird so getan, als müsste sich nichts ändern im heimischen Spitzensport.

Dabei sollten längst die Alarmglocken läuten. In vielen Sportarten kann von Entwicklung keine Rede sein. Österreich hat seit jeher wenige Weltklassesportlerinnen und -sportler, und es werden insgesamt immer weniger.

Vom Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC) entsandte Teams haben in der vergangenen Dekade exakt eine Medaille von Sommerspielen heimgebracht. In London 2012, bei der 30. Auflage, hatte es die erst zweite ÖOC-Nullnummer gegeben – übrigens nach jener in Tokio 1964. In Rio de Janeiro 2016 sah es lange Zeit ebenfalls traurig aus, erst die Segler beendeten die Flaute. Die Bronzemedaille von Thomas Zajac und Tanja Frank (Nacra17) kam fast überraschend, eher hatte man auf andere Boote gesetzt.

Baustelle Schwimmen

Der Krauler Felix Auböck ist bei der WM 2017 als Fünfter (400 Meter) und Sechster (800 Meter) aufgetaucht, seither fand keine Weiterentwicklung statt. Bei der WM Ende Juli in Südkorea war er von Endläufen weit entfernt. Kurz darauf schaffte Auböck in Innsbruck über 800 Meter das Olympialimit – mit einer Zeit (7:53,59), die bei der WM auch nur den 17. Platz bedeutet hätte.

In der zweiten olympischen Kernsportart, der Leichtathletik, sieht es besser aus. Lukas Weißhaidinger bestätigte mit dem Diskus als EM-Dritter 2018 den sechsten Olympiaplatz und wirft mit den Weltbesten mit. Verena Preiner stieß als zweite Siebenkämpferin neben Ivona Dadic in die erweiterte Weltspitze vor.

Positive Sportüberraschungen sind hierzulande freilich rar. Wobei der Erfolg der Segler nicht von ungefähr kam – der OeSV leistet seit langem hervorragende Arbeit, wie vier Olympiamedaillen in diesem Jahrtausend zeigen. Mit Frank und Zajac ist auch in Tokio zu rechnen – sie steuert nun einen 49erFX (mit Lorena Abicht), er holte sich Barbara Matz ins Boot. Sogesehen wurden die Chancen gemehrt. Abzuwarten bleibt, wie sich der Abschied des langjährigen Sportkoordinators Georg Fundak auswirken wird.

Malaise im Judo

Auch der Judoverband (ÖJV), für den Claudia Heill 2004 und Ludwig Paischer 2008 jeweils Silber holten, sorgt im vorolympischen Jahr durch Querelen für Schlagzeilen. Vor einer Woche erfolgte die Trennung von Damen-Nationaltrainer Marko Spittka – wegen "Unstimmigkeiten", wie es hieß. In Rio belegten Bernadette Graf und Kathrin Unterwurzacher die Plätze fünf und sieben, seither sind die Erfolge auch verletzungsbedingt überschaubar. Mag sein, Stephan Hegyi (21) springt ein, der Wiener ist 21, aber schon zweimal EM-Dritter.

Die Hoffnung lebt immer, vielleicht auch dank Jakob Schubert und Jessica Pilz im Klettern, das olympisch debütiert. Im Beachvolleyball hat Österreich ebenso schon bessere Zeiten gesehen wie im Tischtennis – da muss man gar nicht bis zum sensationellen WM-Titel des Werner Schlager 2003 in Paris zurückdenken. Der Verband schickte am Mittwoch eine Nachricht mit folgendem Betreff: "Erste Olympiatickets für den ÖTTV". Gelöst haben sie ein Oberschiedsrichter und ein Umpire. (Fritz Neumann, 8.8.2019)