Ab und zu lohnt es, sich an Norbert Darabos zu erinnern – einen früheren Politiker, der gern sein Herz auf der Zunge trug. Damit machte er sich nicht nur Freunde. Als Sportminister etwa hatte er angesichts der österreichischen Medaillenlosigkeit bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London gefordert, die Sportstrukturen hierzulande neu aufzustellen und das Fördersystem zu überdenken. Gleichzeitig hatte Darabos (einige) Aktive als "Olympiatouristen" bezeichnet, darauf wurde dann in allen Reaktionen Bezug genommen – und das berechtigte Darabos-Anliegen ging völlig unter.

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Die Medaillen für Olympia 2020 in Tokio.
Foto: AP Photo/Koji Sasahara

Seither sind etliche Sportminister ins Land und wieder abgezogen: Gerald Klug, Hans Peter Doskozil, Heinz-Christian Strache. Jeder hat kurz in Erwägung gezogen, die Strukturen zu vereinfachen, und jeder hat sie dann doch verkompliziert. Darabos hatte angeregt, die zwei großen Sportorganisationen im Land zusammenzulegen, die Bundes-Sport-Organisation (BSO) und das olympische Comité (ÖOC). Deutschland hat das vorgemacht – und ist gut damit gefahren. Doch in Österreich herrscht strukturell Stillstand, und der bedingt einen Rückschritt, der nicht nur an Resultaten abzulesen ist. Wichtige Punkte – Verbesserung der Infrastruktur, Investition in Traineraus- und -fortbildung, Nachwuchspflege, Bewegung im Kindergarten und in der Schule – bleiben allzu oft auf der Strecke. Medaillenlosigkeit ist noch eines der kleineren Probleme. (Fritz Neumann, 8.8.2019)