Christa und Kurt Schwertsik wohnen in einem Haus in Wien-Penzing. In Möbelhäusern sind die Musiker immer depressiv geworden. So sind ihre Wohn- und Arbeitsräume nun eine Collage aus Ort und Zeit.

"Früher haben wir mitten in der Stadt gewohnt. Die Wohnung war zweckmäßig und wunderbar, aber leider zu teuer. Durch Zufall haben wir dann eine 90 Quadratmeter große Mietwohnung in diesem wunderschönen Biedermeier-Haus in Penzing gefunden. Eigentlich super, aber wenn man bedenkt, dass wir hier zu zweit mit drei Kindern und etlichen Musikinstrumenten eingezogen sind, dann war die Wohnung definitiv nicht überdimensioniert. In unserer Familie werden Flöte, Violine, Cello, Horn und Klavier gespielt, einige von uns singen, und so musste das Bad damals einige Male als Proben- und Übungsraum herhalten. Es waren lustige Jahre.

Das Ehepaar Schwertsik im Wintergarten mit typischer Tingatinga-Malerei aus Tansania.
Foto: Lisi Specht

In der Zwischenzeit sind die früheren Nachbarn ausgezogen, 2002 wurde uns das Haus schließlich vom damaligen Hauseigentümer als Schnäppchen zum Kauf angeboten. Wir konnten nicht anders. Wir haben zugeschlagen. Die Wohnfläche hat sich dadurch vervielfacht, was aber insofern günstig ist, als wir hier beide beruflich tätig sind und oft stundenlang vor uns hin arbeiten können, ohne dass uns der andere in die Quere kommt. Manchmal besuchen wir uns gegenseitig in unseren privaten Arbeitsrefugien. Wunderbar! Wir haben eine Gästewohnung, einen Probenraum und ein kleines Apartment, in dem gerade Alaa, ein syrischer Freund, wohnt. Es ist ein kleines Paradies zum Wohnen und zum Arbeiten, in dem man von der umliegenden Stadt kaum was mitkriegt.

Natürlich haben wir über all die Jahre ein paar bauliche Veränderungen vorgenommen. Die Betonplatten, die einst im Garten gelegen sind, haben wir entsorgt und die Fläche anschließend begrünt. Da, wo früher ein Rohdachboden war, haben wir diesen Wintergarten hier errichtet. Und aktuell müssen wir einen neuen Balkon herstellen, weil die alten Holzbretter völlig durchgemorscht sind. Ansonsten ist vieles beim Alten geblieben. Es wäre schade um die ganze Geschichte, die hier in den Räumen lebt! Um die vielen Menschen, die hier schon gewohnt haben und über die man ein ganzes Buch schreiben könnte! Um die alte Milchwirtschaft, die früher einmal im Erdgeschoß war. Wir wollen, dass diese Spuren, so gut es geht, erhalten bleiben.

In der Küche steht ein alter Bauerntisch. Kunstwerke spielen eine große Rolle.
Fotos: Lisi Specht

Es ist ein Haus mit vielen kleinen Räumen. Aber die Räume sind so offen, so luftig eingerichtet, so voller zufälliger Geschichten, dass es nie wirklich eng wird. Das Geheimnis unseres Wohnens und Einrichtens ist wahrscheinlich, dass wir nie etwas gesucht, sondern immer nur gefunden haben. Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder Ausflüge in diverse Möbelhäuser unternommen, in schwedische wie in hochwertige, aber das ist so eine deprimierende Sache, dass wir das wieder ad acta gelegt haben. Und so sind die meisten Möbel alt, und viele können sich den oft verwinkelten Angelegenheiten anpassen. In der Küche steht ein alter Bauerntisch und in einem anderen Zimmer ein großer Richtertisch aus Indien.

Eine große Rolle spielen Kunstwerke und Textilien, wobei die Auswahl keinem vorgegebenen Schema folgt. Das Resultat ist, dass wir uns eines Tages inmitten von Afrika wiedergefunden haben, obwohl wir dort eigentlich noch nicht so oft waren. Wir holen die große, weite Welt zu uns. Wir haben Masken, Textilien und Gemälde aus Mali, Ghana und Uganda. Über uns beispielsweise hängt ein Bild mit typischer Tingatinga-Malerei aus Tansania.

Die Möbel in ihrem "Haus mit vielen kleinen Räumen" haben Christa und Kurt Schwertsik kaum jemals gesucht, "immer nur gefunden".
Fotos: Lisi Specht

Was die Zukunft betrifft: Wir haben so ein schönes, reiches Leben, haben fünf wunderbare Kinder, und wir hatten das Glück, dass wir uns mit unseren Leidenschaften verwirklichen konnten. Was soll man sich da noch wünschen! Wir wünschen uns noch einige feine Jahre mit schöner Arbeit und viel Gesundheit." (12.8.2019)