Allen – Die Mutter des 21 Jahre alten mutmaßlichen Schützen von El Paso soll Wochen vor der Tat bei der Polizei angerufen und sich besorgt gezeigt haben, dass ihr Sohn ein Sturmgewehr vom Typ AK besitze, berichtet der US-Sender CNN unter Berufung auf die Anwälte der Familie.

Es war zunächst nicht klar, ob die Mutter sich mit ihrem anonymen Anruf bei der Polizei auf die Waffe bezogen hatte, mit der ihr Sohn im fast 1.000 Kilometer entfernten El Paso um sich schoss. Der Polizeibeamte habe ihr gesagt, der Waffenbesitz ihres Sohnes sei legal, zitierte CNN die Anwälte weiter. Aufzeichnungen über das Telefonat lägen nicht vor, antwortete die Polizei auf Anfrage des Senders. Die Mutter habe aber nicht vor einer möglichen Attacke ihres Sohnes gewarnt, hieß es.

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Kritiker fordern ein Verbot von Sturmgewehren.
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US-Präsident Donald Trump sieht sich nach den Massakern in El Paso und Dayton mit 31 Toten erneut mit Rufen nach einer Verschärfung der Waffengesetze konfrontiert. Bei seinen Besuchen in beiden Städten forderten Politiker strikte Hintergrundchecks für Waffenkäufer und ein Verbot von Sturmgewehren. Beide Besuche wurden von Protesten begleitet.

In El Paso an der Grenze zu Mexiko hatte ein Schütze am Samstag in einem Einkaufszentrum um sich gefeuert. Insgesamt kamen 22 Menschen ums Leben, darunter mehrere Mexikaner und ein Deutscher. Die Ermittler gehen von einem rassistischen Hintergrund aus. Der mutmaßliche Täter, ein 21-jähriger Weißer, ergab sich der Polizei und ist in Gewahrsam. In der Nacht auf Sonntag hatte in Dayton ein weiterer Schütze neun Menschen getötet. Das Motiv des 24 Jahre alten Täters ist bisher unklar. Der Mann wurde von der Polizei erschossen.

Posieren mit Opfern

Ein Foto von Trump und First Lady Melania, das sie im Krankenhaus am Bett eines bei einem der Attentate verletzten Mädchens zeigt, löste Empörung in sozialen Medien aus. Mehrere Nutzer stießen sich an der Art und Weise, wie beide mit Opfern posierten.

Trump selbst zeigte sich nach seinen Besuchen in El Paso und Dayton zufrieden – und teilte zeitgleich gegen die ihm kritisch gegenüberstehende Presse aus: "Welch großartige Menschen habe ich dort (in El Paso) und in Dayton, Ohio, getroffen. Die Fake-News machten Überstunden, um mich und die beiden Besuche zu verunglimpfen, aber es hat nicht funktioniert", schrieb er auf Twitter. "Die Liebe, der Respekt und die Begeisterung waren für alle sichtbar."

Trump traf sich in Dayton und El Paso mit Opfern und Helfern.

Daytons Bürgermeisterin Nan Whaley sagte, sie habe Trump dringend aufgerufen, eine Verschärfung der Waffengesetze anzustoßen. Waffen wie jene des Schützen von Dayton müssten verboten werden. Wenn nichts passiere, werde es wahrscheinlich schon sehr bald das nächste Blutbad geben. Der demokratische Senator aus Ohio, Sherrod Brown, erklärte, er habe an Trump appelliert, sich für eine Sondersitzung des republikanisch dominierten Senats einzusetzen, um dort die Einführung strenger Hintergrundchecks für Waffenkäufer zu beschließen.

Das von den Demokraten dominierte Repräsentantenhaus hatte bereits im Februar einen Gesetzesentwurf dazu verabschiedet. Die Demokraten werfen dem Mehrheitsführer im Senat, dem Republikaner Mitch McConnell, vor, eine Abstimmung darüber in der Kammer jedoch zu blockieren.

Kein Verbot von Sturmgewehren

Trump sagte, Hintergrundchecks für Waffenbesitzer seien wichtig. Dafür gebe es im Kongress in beiden Parteien große Unterstützung. Unklar blieb aber, ob Trump den Entwurf der Demokraten unterstützt oder nur Checks in geringerem Umfang befürwortet. "Ich will mental instabilen Menschen keine Waffen geben, oder Menschen mit Wut und Hass oder kranken Menschen", sagte er. Weitergehende Schritte wie ein Verbot von Sturmgewehren hätten keine Unterstützung, sagte er.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International gab zuletzt eine Reisewarnung für die USA heraus. Pistolen und Gewehre seien in den USA omnipräsent, niemand sei vor Waffengewalt sicher.

Trump hat Mitschuld

Kritiker werfen Präsident Trump vor, mit seiner Rhetorik gegen Migranten den Rassismus im Land zu befeuern. Sie sehen daher eine Mitschuld Trumps an der rassistisch motivierten Attacke von El Paso. Der mutmaßliche Täter dort soll seinen Angriff "als Antwort auf die hispanische Invasion in Texas" bezeichnet haben. Trump hatte die Eindämmung illegaler Einwanderung über die Grenze zu Mexiko zu seiner Priorität gemacht und dabei selbst öfter von Invasion gesprochen.

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Demonstranten geben dem Präsidenten Mitschuld am Rassismus im Land.
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Die mexikanische Regierung hat die USA am Mittwoch unter Druck gesetzt. Man solle zusammenzuarbeiten, um jene Rassisten zu identifizieren, die eine Bedrohung für mexikanische Staatsbürger darstellen. (APA, 8.8.2019)