Weder Fernsehen noch Radio konnten das Gepiepse übertönen.

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Es fing harmlos an. Ein fast schüchternes, halblautes Piepen im sonst so ruhigen Innenhof, an den ein weiteres Wohnhaus angrenzt. Ein rhythmisches Piep-Piep-Piep, weniger aufdringlich als ein Autoalarm, das aus einer der angrenzenden Wohnungen drang. Aus welcher, war schwierig zu sagen.

Das stündlich lästiger werdende Geräusch drang aus keiner Wohnung in unserem Haus, soviel konnten wir herausfinden, sondern aus dem Nachbarhaus. Aber auch dessen Bewohner, die mittlerweile auf ihren Balkonen standen und mit suchendem Blick die Hausfassade auf – ja, was eigentlich? – absuchten, konnten nicht sagen, woher das Geräusch kam. Auch nicht, was es war: Eine Alarmanlage? Ein Kohlenmonoxidmelder? Ein Gasmelder? Ein besonders hartnäckiger Wecker? Und vor allem: Fehlalarm? Oder Notfall?

Ohrenbetäubendes Getöse

Eine Nachbarin rief die Feuerwehr, die sie beruhigte: Es sei wohl eher nichts Ernstes, meinte man dort. Das Piep-Piep-Piep war mittlerweile – gefühlt – zu einer Kakofonie angeschwollen, einem ohrenbetäubenden Getöse, das von der gegenüberliegenden Hauswand in unsere Wohnungen geschmettert wurde und das Konzentrieren auf basale Tätigkeiten wie das Hobeln einer Gurke fast unmöglich machte. Weder Fernseher noch Radio konnten es übertönen – nicht einmal mit einer Lautstärke wie im lokalen Seniorenheim.

Auch am nächsten Morgen klang das Piepen frisch wie eh und je. Von Ermüdung keine Spur. Nur bei uns hatte die Nacht Spuren hinterlassen. Während ich im Großraumbüro die unaufdringliche Geräuschkulisse genoss, beschloss ich, der Sache am Abend auf den Grund zu gehen. Viel, viel später – lange nachdem ich nach Hause gekommen war – fiel uns plötzlich etwas auf: ohrenbetäubende Stille! Kein Piep-Piep-Piep mehr. Wir hatten es nicht einmal bemerkt. (Franziska Zoidl, 14.8.2019)