Es ist ein entlarvendes Stück Zeitgeschichte: Das Ibiza-Video zeigt offen und deutlich, wie sich der damalige FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache und sein Vize Johann Gudenus in Korruptionsfantasien ergehen. Als Bürger dieses Landes muss man dafür dankbar sein, dass der Clip den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat. Das Video wird für immer eine Warnung vor dem Machtrausch von Rechtspopulisten sein, auch wenn das deren Wähler nicht allzu sehr beeindruckt hat.

Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache schwelgen auf Ibiza in Korruptionsfantasien.
Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Aber das heißt nicht, dass man den Hintermännern des Videos so dankbar sein muss, dass man gar nicht über sie recherchieren darf. Im Gegenteil: Nach allem, was man bislang weiß, wurde das Video in den Jahren zwischen seiner Produktion im Sommer 2017 und seiner Veröffentlichung im Mai 2019 mehreren Personen angeboten, kolportiert wird ein Preis in der Höhe mehrerer Millionen Euro. Noch immer ist unklar, ob Geld geflossen ist oder was die Weitergabe an "Süddeutsche Zeitung" und "Spiegel" ausgelöst hat. Hat ein politischer Konkurrent die Produzenten "überzeugt"?

Das sind alles Fragen von hoher Relevanz. Die Hintermänner des Videos waren eben keine investigativen Journalisten, die in eine Redaktion eingebettet undercover recherchiert haben. Sie wollten vermutlich Geld verdienen, das politische Erdbeben war nur eine Nebenwirkung. Dort hinzuschauen ist nötig – und das heißt übrigens nicht, dass man den Inhalt des Videos vergisst oder relativiert. (Fabian Schmid, 9.8.2019)