Seine Rastazöpfe trägt er als Zeichen der Freiheit bis zu den Kniekehlen. Dem Sound und der Lebenseinstellung von Vater Bob ist Ziggy Marley seit Jahrzehnten treu geblieben.

Foto: Afrika-Tage Wien

Die Rebellion erhebt sich / wohin auch immer ich gehe." Das singt Ziggy Marley auf seinem neuen Album Rebellion Rises, Grammy-nominiert ebenso wie zahlreiche seiner Vorgängerwerke. Unter den musizierenden Sprösslingen von Reggae-Urvater Bob zählt Ziggy neben Bruder Damian zu den erfolgreichsten. Die Studioaufnahmen des Vaters konnte Ziggy als Halbwüchsiger noch selbst miterleben.

Entsprechend anhänglich, hat er sich vom Werk des Vaters in all den Jahren auch nur wenig entfernt: Er spielt dessen zeitlose Hits, führt in Eigenkompositionen den jamaikanischen The-Wailers-Sound fort und hält es auch bei Politik und Liebe unverändert mit dem verstorbenen Altvorderen – Erstere soll ohne jedwede Form der Unterdrückung passieren, Letztere möglichst frei vonstatten gehen. Love and Peace – so einfach, so gut.

Ziggy Marley ist, wenn man so will, der Hauptact der 15. Afrika-Tage, die von heute an bis zum 26. August auf der Wiener Donauinsel stattfinden und ein umfassendes Programm aus Musik, Tanz, Workshops, Kulinarik und Kunsthandwerk mit Bezug zum afrikanischen Kontinent aufbieten. Als eines der wenigen Festivals in Österreich kann man auf ein Öko-Qualitätssiegel verweisen und trägt darüber hinaus wegen seiner gesellschaftspolitisch verbindenden sozialen Ausrichtung eine EU-Auszeichnung. Jeden Montag werden bei freiem Eintritt Spenden für Charity-Projekte gesammelt.

Noch bevor Ziggy Marley am 13. 8. seine Rebellion gegen Ungerechtigkeit besingen wird, tritt an diesem Samstag, 10. 8., der bayerische Mundart-Marihuansl Hans Söllner in Erscheinung. Mit Genug veröffentlichte der seit Jahrzehnten wichtigste Übersetzer der Rastafari-Kultur im deutschen Sprachraum im Vorjahr sein bereits 20. Album.

Politik und Tanzen

Ihr süffiges Stimmungsgemisch aus Reggae, Ska, Brass, Dub und verwandten Spielarten bringen die deutschen Combos Jamaram (11. 8) und LaBrassBanda (25. 8.) unters Volk: ein Tipp für jene, die nicht zu viel auf säuselnde Lyrics geben, sondern lieber rhythmisch Dampf ablassen.

Etwas weniger Richtung Hüfte, sondern Richtung Kopf zielt wiederum die Musik von Patrice. Der deutschgebürtige Sohn des Schriftstellers Gaston Bart-Williams aus Sierra Leone schlägt die Brücke vom Reggae zum Jazz und Soul. Auf seinem jüngsten Album Life's Blood wettert Patrice unter anderem gegen die rücksichtslose Ausbeutung von Wasserressourcen: "We were born in an open war / can't remember how it was before ...", heißt es fast schon resignierend im Song Burning Bridges.

Aktuelle Soul-Spielarten kommen von Sängerinnen mit Wurzeln in Nigeria: Mehr in Richtung Gute-Laune-Pop und Selbstironie gehend, bespielt am 24. 8. ASA die Donauinsel. Politisch und experimentell am Hip-Hop angelehnt ist die Musik von Nneka, deren Auftritt sich einen Tag davor empfiehlt. Ihre Karriere startete sie von Hamburg aus als Support der Dancehall-Stars Seeed. Spätestens seit einem Auftritt in der David-Letterman-Show ist ihr spannender Sound aber auch in den USA gefragt. (Stefan Weiss, 8.8.2019)