Der am Donnerstag veröffentlichte Weltklimareport zeigt mit aller Deutlichkeit: Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, ist Gift für das Klima. Laut dem Expertenbericht ist die Nahrungsmittelproduktion für bis zu 37 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ausschlaggebend dafür ist größtenteils die Landwirtschaft – allen voran die Viehzucht.

Sollen wir also weniger Fleisch essen? Die Antwort darauf ist nicht nur aus Umweltperspektive klar, sondern auch aus Sicht der Gesundheit: ja. Die Lösung kann aber nicht – wie in Deutschland gerade heftig debattiert wird – die Verteuerung von Fleischprodukten durch die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes sein. Denn höhere Abgaben würden wahrscheinlich zwei negative Effekte hervorrufen: Statt bewusster und nachhaltig produziertes Fleisch zu essen, würden Konsumenten wohl öfter zum Billig-Schnitzerl greifen. Dieses wird aber erst recht nicht ökologisch produziert.

Die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch würde außerdem tendenziell sozial schwächere Haushalte treffen, die sowieso bereits einen größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel abzweigen müssen.

Wer sonntags auf den Braten verzichtet, tut zwar sich und der Umwelt etwas Gutes.
Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Anstatt den Steuersatz einzelner Produkte zu verändern, ist vielmehr eine grundlegende Veränderung in der Politik notwendig. Dazu zählt eine umfassende sozialökologische Steuerreform. Um in der Klimakrise wirklich etwas voranzubringen, reicht ein simples Abschieben auf den Konsumenten sowieso nicht aus. Denn die Landwirtschaft wird nicht durch ein paar fleischlose Tage pro Woche auf den Kopf gestellt werden. Hier braucht es einen viel größeren Hebel – und der muss in allen Lebens- und Politikbereichen ansetzen.

Begrünung und Biolandwirtschaft

In der Landwirtschaft bedeutet das in erster Linie, das Fördersystem grundlegend zu überdenken. Derzeit bekommen nicht Bauern, die ökologisch produzieren, das Gros des Geldes, sondern jene, die viel Land besitzen. 70 Prozent der EU-Agrargelder fließen in flächenabhängige Fördertöpfe. Die zweite Säule der Gemeinsamen Argarpolitik, die Umweltmaßnahmen umfasst, ist hingegen mit wesentlich geringeren Mitteln ausgestattet. Gezielte Umverteilung in Begrünung und Biolandwirtschaft würden Ökologisierung bringen.

Die Mitgliedsstaaten haben durchaus die Möglichkeit, einen Kurswechsel einzufordern. Denn die anstehende Reform der Agrarpolitik ist noch nicht in Stein gemeißelt. Fest steht bisher nur, dass die Mitgliedsstaaten künftig mehr Spielraum bei der Verteilung haben sollen – und den sollten sie nicht für Tierfabriken nützen.

Die Förderschemata umzukrempeln reicht allerdings nicht. Ein Blick Richtung Brüssel zeigt, dass auch andere Dinge falsch laufen: Erst vergangene Woche einigten sich die USA und die Europäische Union auf eine garantierte Exportquote von US-Rindfleisch. Im April ebnete die EU den Weg für höhere Sojaimporte aus den USA. Beide Schritte fördern die Großindustrie in Übersee und sorgen für tausende Transportkilometer.

Wer sonntags auf den Braten verzichtet, tut zwar sich und der Umwelt etwas Gutes, das ist aber nicht genug. In der Agrarpolitik muss dem Klima mehr Gehör verschaffen werden als den Lobbyisten von Konzernen und der Agroindustrie. Im anlaufenden Wahlkampf in Österreich sollten die Bürger genau hinhören, welche Parteien glaubwürdige Lösungsansätze vorschlagen. Weitermachen wie bisher geht nicht. (Nora Laufer, 8.8.2019)