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Trump tat das, womit fast jeder rechnete: Er nützte den Krankenhausbesuch für seinen Wahlkampf.

Foto: AP / Evan Vucci

Washington –In sozialen Medien sorgt ein Foto für Kritik, auf dem Donald und Melania Trump mit einem Baby zu sehen sind. Die Eltern des zwei Monate alten Kindes sind bei der Schusswaffenattacke in El Paso ums Leben gekommen, als sie sich schützend über ihr Kind warfen. Der Säugling überlebte.

Bei ihrem Besuch in El Paso trafen der Präsident und seine Frau nun Angehörige der Eltern. Auf einem Bild posieren die beiden mit dem Baby, Donald Trump zeigt dabei eine Daumen-hoch-Geste in die Kamera, seine Frau und er lächeln. Veröffentlicht wurde das Bild auf dem Twitter-Account der First Lady. Auf der Plattform wird das mangelnde Mitgefühl der beiden heftig kritisiert. Auch ein Mitarbeiter des Spitals sagte zu CNN, der Präsident hätte die nötige Empathie vermissen lassen.

US-Präsident Trump hat bei seinem Krankenhausbesuch in der von einer Schusswaffenattacke erschütterten Stadt El Paso mit der Zuschauerzahl bei einem Wahlkampfauftritt geprahlt. Der Sender KFOX14 veröffentlichte am Donnerstag ein Video, das Trump bei seinem Treffen mit Mitarbeitern des University Medical Center in El Paso am Vortag zeigt.

Darin würdigt der Präsident zunächst den Einsatz des medizinischen Personals nach dem mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlag mit 22 Toten und versichert, "die ganze Welt" würde über die Mitarbeiter sprechen. Doch dann wechselt er das Thema und spricht über eine Wahlkampfveranstaltung, die er im Februar in der texanischen Grenzstadt abgehalten hat.

In Szene setzen

Dabei habe es eine "ganz schöne Menge" an Zuschauern gegeben, sagte Trump. Vor dem Veranstaltungsort hätten sich noch einmal "doppelt so viele" Menschen versammelt. An einer Gegenveranstaltung des, wie Trump ihn nennt, "verrückten" demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Beto O'Rourke hätten gerade einmal 400 Menschen teilgenommen, sagte Trump. O'Rourke stammt aus El Paso und hat den Präsidenten in den vergangenen Tagen wiederholt scharf kritisiert.

Das Video dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein, die Trump vorwerfen, ihm sei es bei seinem Besuch an den Anschlagsorten El Paso und Dayton vor allem darum gegangen, sich selbst in Szene zu setzen.

Zahlreiche Demonstranten zeigten Trump, was sie von seinem Besuch halten.
Foto: APA/AFP/MARK RALSTON

Der US-Präsident hat der Frage, wie viele Zuschauer er zusammenbekommt, immer wieder eine sehr große Bedeutung beigemessen. Unvergessen ist der Streit um die Frage, wie viele Zuschauer seiner Amtseinführung Anfang 2017 in Washington beiwohnten. Damals berichteten nahezu alle Medien übereinstimmend, dass deutlich weniger Menschen anwesend waren als bei der seines Vorgängers Barack Obama.

Trumps Pressesprecher Sean Spicer präsentierte damals jedoch völlig andere Zahlen und sprach vom "größten Publikum, das jemals bei einer Vereidigung dabei war, sowohl vor Ort als auch weltweit. Punkt". Trumps Beraterin Kellyanne Conway verteidigte dies später als "alternative Fakten". (APA, red, 9.8.2019)