Die Polizei führte bei der Klimademo im Juni dieses Jahres einige Demonstranten ab.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Als Anfang Juni verstörende Bilder von einem Polizeieinsatz bei einer Wiener Klimademo im Internet aufgetaucht waren, war die Aufregung groß. Im Video war zu sehen, wie ein Mann auf dem Boden liegt, Polizeibeamte auf ihm knien und ein Beamter mehrmals zuschlägt. Irgendjemand rief immer wieder: "In die Nieren!" Laut Beamten habe der Polizist lediglich zwei- oder dreimal auf den Arm des Demonstranten geschlagen, um ihn zu "lockern" und eine Festnahme zu ermöglichen. Aktivisten sprachen von Polizeigewalt und mehrmaligen Schlägen in die Nierengegend.

Eine amtsärztliche Untersuchung des Demonstranten scheint die Version der Polizei teils zu stützen, da laut Gutachten keine Verletzungen in der Nierengegend festgestellt worden seien, wie Innenminister Wolfgang Peschorn in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage erklärte. Kratzer und Blutergüsse seien an anderen Stellen diagnostiziert worden.

Die herumstehenden Beamten wendeten sich von den Geschehnissen ab. Für viele wirkte es so, als wollten sie die Situation abschirmen, sie vor Handykameras und damit vor der Öffentlichkeit verstecken. Ihr Wegsehen wurde in den sozialen Medien massiv kritisiert, als "widerlich" und "unmenschlich" bezeichnet.

Veröffentlichung nach Rücksprache

Vor einigen Tagen erhoben Innenministerium und Polizei den Vorwurf, dass das Video manipuliert worden sein könnte. Der Urheber des Videos, Marcus Hohenecker, gab daraufhin zu, am Ende des Videos sogenannte Loops, sprich Wiederholungen eingebaut zu haben, um die Geschehnisse noch einmal zu zeigen. Manipulation des Bildmaterial habe es aber nie gegeben, beteuerte er. Am Donnerstag veröffentlichte der Aktivist nun das gesamte Video in seiner Rohfassung auf seinem Twitter-Account.

Hoheneckers Anwalt, der mit "voller Härte" gegen die Manipulationsanschuldigungen vorgehen will, riet seinem Mandanten zur Veröffentlichung des Videos aus "öffentlichem Interesse".

Gegen den Beamten, der auf den Mann auf dem Boden eingeschlagen hat, ermittelt seit Auftauchen des Videos die Staatsanwaltschaft, er wurde in den Innendienst versetzt. Der Anwalt des prügelnden Polizisten sagte im Juni, dieser habe nur seinen Job gemacht, verdiene gar einen Orden dafür, dass er für "unsere Sicherheit" sorge. (red, 9.8.2019)