Christoph Martschinko und Florian Klein

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Wien – Christian Ilzer muss weiter warten. "Jetzt sitze ich zum dritten Mal da und muss eine Niederlage erklären", sagte der im Sommer zur Austria gestoßene Trainer nach der nächsten empfindlichen Niederlage der Wiener in Folge. Die Auftritte in der Europa League scheinen nach dem 1:2 im Heimspiel gegen Apollon Limassol schon beinahe ausgeträumt. Es bleibt nur noch die Hoffnung auf Besserung.

Dass die Zyprer die Generali Arena am Donnerstagabend als Sieger verließen, lag nicht unbedingt an ihrer Übermächtigkeit. Das entscheidende Gegentor durch Serge Gakpe (49.) kurz nach der Pause zeigte die Probleme der Austria schonungslos auf. Bei einem Gegenstoß agierten die Violetten gänzlich unsortiert. Im Finish musste die Austria dann sogar kämpfen, keinen dritten Gegentreffer einzufangen. Michael Madl sah noch völlig unnötig Gelb-Rot und muss damit im Rückspiel am kommenden Donnerstag pausieren.

Nur Köttmannsdorf war zu schaffen

Davor geht es für die Austria am Sonntag in Mattersburg um die ersten Punkte in der Meisterschaft. Von den vier Pflichtspielen der noch jungen Saison gewannen die Wiener nur im Cup bei Landesligist Köttmannsdorf. Ilzer will nach seinem missglückten Europacup-Debüt "alles Positive herauskitzeln. Da müssen wir rauskommen. Da braucht es einen Trainer, der Zuversicht ausstrahlt. Der ab morgen einen Plan hat, wie es weitergeht. Das ist meine Aufgabe, nicht liegen zu bleiben, sondern schnellstmöglich wieder aufzustehen."

Zuvor war mit Schlusspfiff wie nach dem 0:3 gegen den LASK ein Pfeifkonzert von den Rängen auf die Austrianer eingeprasselt. Diese schlichen mit hängenden Köpfen vom Feld. Die an sich gezeigte Leistungssteigerung in der ersten Spielhälfte wurde von einer schwachen zweiten völlig überdeckt. "Es reichen kleine Momente, um uns aus dem Konzept zu bringen. Nach dem 1:2 sind wir in Muster gefallen, die mir gar nicht gefallen", analysierte Ilzer.


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Die in vielen Phasen vermisste Kompaktheit wurde der Austria erneut zum Verhängnis. Florian Klein, der per Hand-Elfmeter zu günstigem Zeitpunkt kurz vor dem Pausenpfiff (41.) die Führung der Gäste ebenfalls per Elfer (14.) ausgeglichen hatte, war bedient. Er sah eklatante Mängel. "Das hat nichts mit Taktik zu tun, nichts mit der Aufstellung. Wir müssen geschlossener auftreten, damit man nicht das Gefühl hat, alleine am Platz zu sein. Irgendwie ist jeder allein im Zweikampf, hat keine Unterstützung", monierte der Rechtsverteidiger. "Wir laufen viel, aber auch viel umsonst", sagte Klein weiter.

Die berühmten "Nuancen" vermissten Dominik Prokop und Madl. Ihre Analysen fielen zahmer aus. "Es ist noch absolut nichts verloren", betonte Madl auf die Frage nach den Aufstiegschancen. Der Abwehrchef sparte ob seines Ausschlusses nicht mit Selbstkritik ("War dumm von mir"), mitunter klang wie bei Klein aber durch, dass ihn die acht Gegentore in den vergangene drei Spielen mehr als ärgerten. "Wir müssen auch einmal kompakt stehen, um Kräfte zu sparen", sagte Madl und sprach von zu ineffektivem Pressing. Sein Pressing-System zu implementieren hatte schon Ex-Austria-Coach Thomas Letsch in der vergangenen Saison vergeblich versucht.

"Wir bauchen kleine Erfolgserlebnisse"

Ilzer versuchte es am Donnerstag mit einer Adaptierung, Prokop agierte hinter Bright Edomwonyi als hängende Spitze. Der 22-Jährige zeigte in der ersten Spielhälfte eine gute Vorstellung, tauchte nach Seitenwechsel jedoch ebenfalls ab. Die Diskussion über taktische Änderungen wollte Prokop nicht führen. "Es bringt nichts, das ganze Konzept über den Haufen zu werfen und uns gegenseitig fertig zu machen", meinte der ehemalige U21-Teamspieler.

Ilzer hatte schon vor dem Spiel angekündigt, seinen Plan durchziehen zu wollen. Den 41-Jährigen plagt der Fehlstart. Zu den Fehlern, die sich in der Rückwärtsbewegung einschleichen, kommt noch Ineffektivität im Angriff. So vergab Kapitän Alexander Grünwald gegen Apollon in der 5. Minute eine riesige Chance auf das 1:0. Eine Führung hätte der Austria sehr gut getan, wie Ilzer anmerkte: "Wir bauchen kleine Erfolgserlebnisse, die Selbstvertrauen zurückbringen. Die fehlen uns im Moment komplett." (APA; 9.8.2019)