Dass die Bestände der Breitmaulnashörner in Namibia "nicht deutlich geschrumpft" sind, könnte schon ausreichen, dass wieder zur Jagd auf sie geblasen wird.
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Genf – Von 17. bis 28 August werden sich Vertreter der Mitgliedsstaaten der CITES ("Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora", besser bekannt als Washingtoner Artenschutzübereinkommen) in Genf treffen. Auf der durchaus brisanten Tagesordnung werden dabei unter anderem Initiativen einiger südafrikanischer Staaten stehen, den Schutz von Großtieren aufzuweichen.

Breitmaulnashörner – respektive deren Kadaverteile – sollen in Namibia künftig wieder als Jagdtrophäen ausgeführt werden dürfen. "Die Population ist in 43 Jahren seit ihrer Wiederansiedlung nicht deutlich geschrumpft", erklärte die Regierung Namibias. Sambia hat ähnliche Pläne mit seinen Elefanten: "Die wilde Population ist groß (etwa 27.000 Tiere) und stabil", heißt es dort. Und das sind nicht die einzigen Länder, die den Schutz der Tiere aufweichen wollen: Botswana, Simbabwe, Eswatini (früher: Swasiland) wollen "nicht kommerziellen" Handel mit Elfenbein und Tierhäuten treiben.

Schritt mit Folgen

Tierschützer sind alarmiert: "Solche Anträge gab es schon einmal 2007, die Folgen waren verheerend", sagt Daniela Freyer, Mitgründerin der Organisation Pro Wildlife. Damals durften die Länder Lagerbestände verkaufen, aber dem Elfenbein ist natürlich nicht anzusehen, ob es aus einem Lager oder von einem frisch getöteten Tier stammt. "Auf dem Höhepunkt der Wildereikrise sind zwischen 2010 und 2012 mehr als 100.000 Elefanten gewildert worden", sagt Freyer. "Es werden schätzungsweise immer noch 20.000 nur wegen ihres Elfenbeins im Jahr getötet."

Zwar sei die Nachfrage stark zurückgegangen, seit China den Handel mit Elfenbein 2018 komplett verboten hat. Aber Japan habe weiter Interesse, sagt Freyer. Der illegale Handel floriert nach wie vor: Mitte Juli hat der Zoll in Singapur eine der größten je entdeckten Elfenbeinlieferungen weltweit beschlagnahmt: fast neun Tonnen, Stoßzähne von etwa 300 Elefanten. Sie waren in Kisten aus dem Kongo als Holz deklariert und sollten nach Vietnam geliefert werden.

"Wir verlangen ein komplettes, nationales und internationales Handelsverbot für Elfenbein", sagt Ralf Sonntag, der für den Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) bei der CITES-Tagung ist. Den Schutz zu lockern wäre ein falsches Signal. Der Handel werde nie überall lückenlos überwacht, eine Lockerung kurbele deshalb die Wilderei an. Kriminelle könnten dann illegales Elfenbein falsch deklarieren und als legale Ware verkaufen. Auch in der EU gebe es Schlupflöcher, etwa, weil älteres Elfenbein noch gehandelt werden dürfe. "Ausnahmen sollten allenfalls für antike Kunstwerke mit geringem Elfenbeinanteil von 200 bis 300 Gramm gelten, oder für antike Musikinstrumente."

Unterschiedliche Interessen

CITES-Generalsekretärin Ivonne Higuero befindet sich in einem Dilemma, denn weiter nördlich gelegene afrikanische Länder mit Elefantenbeständen sind geschlossen gegen eine Lockerung des Schutzes. 32 sind in der African Elephant Coalition zusammengeschlossen. Higuero hat aber Verständnis für die Anträge: "Ich war in Simbabwe, dort war ziemlich deutlich, dass die Populationen in einigen Gegenden stark gewachsen sind, und dass es immer mehr Konflikte mit der Bevölkerung gibt. Man kann die Schäden sehen, die die Tiere anrichten", sagte sie.

Higuero ist seit Oktober 2018 im Amt. Sie betont, dass sie als Generalsekretärin völlig neutral sei und die Vertragsstaaten allein über Anträge entscheiden. Sie würde die CITES-Diskussionen gerne verlagern: "Die Vertragsstaaten haben in der Vergangenheit auf den illegalen Handel mit wilden Tieren und Pflanzen geschaut", sagt sie. "Aber wir müssen mehr Gewicht auf den legalen Handel legen." Die ortsansässige Bevölkerung müsse in der Lage sein, mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Tierbestände oder der Bäume und Pflanzen ein gutes Auskommen zu finden.

Am Rande der Aufmerksamkeit

Bei der CITES-Konferenz wird es aber auch um exotische Tiere gehen, die als Haustiere gehalten werden. Der Handel mit Echsen, Molchen, Fröschen, Fischen oder Spinnen müsse besser regulieren werden, verlangt Freyer: "Vielfach können Tiere hier in Zoohandlungen legal gekauft werden, die in anderen Ländern unkontrolliert eingefangen wurden." Vor allem der Online-Handel sei problematisch. Higuero will dafür sorgen, dass nicht nur "Kulttiere" wie Elefanten oder Nashörner bei Konferenzen Schlagzeilen machen. (APA, red, 10. 8. 2019)