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Polizei und Rettungsdienste am Tatort.

Foto: AP/Fredrik Hagen

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Ein Polizist mit einem Polizeiroboter vor dem Eingang der Moschee.

Foto: reuters / ntb scanpix

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Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg beim Besuch der betroffenen Gemeinde.

Foto: Reuters / Karagiannopoulos

Der abgesperrte Tatort.

Foto: APA/AFP/NTB Scanpix/TERJE PEDERS

Oslo – Nach dem Angriff auf eine Moschee bei Oslo wurde der 21 Jahre alte Tatverdächtige am Montag einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Der mutmaßliche Angreifer erschien mit Wunden im Gesicht und am Hals und schwarz unterlaufenen Augen zur Anhörung. Dennoch lächelte er in Richtung der Kameras. Im Anschluss mussten die Medien den Saal für die Verhandlung verlassen.

Die Polizei in Norwegen hat inzwischen einen offiziellen Terrorismusverdacht gegen den 21-Jährigen erhoben. Zudem wird er des Mordes und des versuchten Mordes verdächtigt, teilte die Polizei am Montag mit. Nach Angaben seiner Anwältin wies der Mann alle Vorwürfe zurück und forderte seine Freilassung.

Die Polizei wollte in der Anhörung hinter verschlossenen Türen eine vierwöchige Isolationshaft für den 21-Jährigen beantragen. Demnach soll ihm ein "versuchter Terroranschlag" zur Last gelegt werden. Eine vierwöchige Untersuchungshaft wurde von dem Richter genehmigt.

Leichenfund nach Angriff auf Moschee

Bewaffnet mit zwei Schrotflinten und einer Pistole war der 21-Jährige am Samstagabend in die Al-Noor-Moschee in Bärum bei Oslo eingedrungen. Dort hielten sich zu dem Zeitpunkt noch drei Gläubige zum Gebet auf, von denen einer den Angreifer überwältigte. Im Gerangel seien Schüsse gefallen, bestätigte die Polizei. Der mutmaßliche Täter und der 65-Jährige seien leicht verletzt worden, bestätigte der Polizeisprecher Rune Skjold.

Wenige Stunden nach der Tat wurde in dem Haus, in dem der Verdächtige wohnte, eine Leiche gefunden. Nach Polizeiangaben handelte es sich um die 17-jährige Tochter der Stiefmutter des Verdächtigen.

Noch am Sonntag wertete die Polizei die Tat als versuchten Terrorakt und leitete ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes ein. Bei dem Angriff auf die Moschee geht die Polizei von einem rechtsextremen Motiv aus – unter anderem aufgrund der Online-Aktivitäten des Mannes.

Rechtsextreme Ansichten

"Die Ermittlungen haben ergeben, dass der Täter rechtsextremistische Ansichten hat", sagte Polizeisprecher Skjold am Sonntag. Der Mann habe Sympathie für den norwegischen Politiker Vidkun Quisling (1887–1945) zum Ausdruck gebracht, der im Zweiten Weltkrieg eine von den deutschen Besatzern abhängige Regierung führte und dessen Name zum Synonym für Kollaborateure wurde. Der Festgenommene habe auch eine feindselige Haltung gegen Einwanderer.

Laut norwegischen Medien stellte der Mann wenige Stunden vor dem Angriff einen Text in ein Onlineforum, in dem von einem "Krieg der Rassen" die Rede ist. Zudem werde dort der Attentäter von Christchurch in Neuseeland gepriesen, der bei Angriffen auf zwei Moscheen im März 51 Menschen getötet und 50 verletzt hatte. Der Angreifer hatte den Berichten zufolge eine Schutzweste, schwarze Kleidung und Knieschützer getragen. Die Umstände des Angriffs legen nahe, dass er in der Moschee ein größeres Blutvergießen geplant habe.

Ministerpräsidentin Solberg besuchte Gemeinde

Für mehr als eine Milliarde Muslime weltweit begann am Wochenende das Opferfest Eid al-Adha, das wichtigste Fest überhaupt im Islam. Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg besuchte am Sonntag Mitglieder der Gemeinde in Bärum, die sich zum Feiern in einem Hotel versammelt hatten.

"Was passiert ist, ist etwas, das in Norwegen nicht passieren sollte. Norwegen ist ein sicherer Ort", sagte Solberg. In Oslo versammelten sich mehrere Dutzend Menschen vor dem Islamischen Kulturzentrum, um ihre Unterstützung für die Glaubensgemeinschaft zum Ausdruck zu bringen. Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Olav Fykse Tveit, verurteilte den Angriff: "Niemand sollte Angst haben müssen, beim Beten attackiert zu werden." In Norwegen leben nach offiziellen Angaben rund 200.000 Muslime, was knapp vier Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.

In Norwegen hatte sich im Juli 2011 einer der schwersten rechtsextremen Anschläge überhaupt ereignet. Der Rechtsextreme Anders Behring Breivik tötete damals bei einem Bombenanschlag in Oslo acht Menschen. Weitere 69 Menschen erschoss er auf der Insel Utøya, die meisten von ihnen Jugendliche. (red, APA, 11.8.2019)