Für die Entwickler von Horoskop-Apps stehen die Sterne derzeit gut.

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"Ich bin ja nicht abergläubisch, aber mein Horoskop lese ich schon." Dass man solche Sätze wieder öfter hört, ist keine Einbildung. Denn Horoskope feiern ein Comeback. Apps, die Ratschläge und Zukunftsdeutungen basierend auf Sternenkonstellationen erstellen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Unsicherheiten bei jungen Erwachsenen

Wade Caves von der School of Traditional Astrology erklärt dem "Guardian", dass Menschen zwar noch immer die klassischen Fragen an Astrologen stellen. Dazu gehört etwa wann man heiratet. Aber immer öfter kämen auch gesellschaftliche und politische Fragen. So sieht das auch Astrologin Marissa Malik. Job-Unsicherheiten, Wohnungsmarkt und Klimawandel seien Faktoren, wieso sich besonders junge Menschen wieder öfter Horoskopen zuwenden. "Astrologie erinnert uns daran, dass es auf der Erde etwas Höheres als die Menschheit gibt, das uns beeinflusst", sagt sie der britischen Zeitung. Aber auch die Abkehr von traditionellen Religionen wird als ein Grund für den aktuellen Astrologie-Boom gesehen.

Co-Star verspricht personalisierte Horoskope basierend auf Künstlicher Intelligenz.
Screenshot: Co-Star

Apps

Wie alle Bereiche des Lebens, haben sich auch Horoskope durch die Digitalisierung verändert. Sie werden nun nicht mehr manuell mithilfe von Tabellen und Berechnungen erstellt, sondern am Computer. Besonders populär wurden in den letzten Jahren Apps, die personalisierte Horoskope am Smartphone bieten.

Co-Star etwa wirbt damit, die erste Astrologie-App zu sein, die auf Künstlicher Intelligenz basiert. Für die täglichen "hyper-personalisierten" Horoskope greife man auf Daten der Weltraumorganisation Nasa zurück, so die Entwickler. Damit könne man Prognosen in Echtzeit erstellen, basierend auf der aktuellen Position von Sternen und Planeten.

Auch die App Sanctuary gehört zu den Profiteuren des Astrologie-Booms. Wie auch bei Co-Star werden personalisierte Horoskope geboten. Während sich die Horoskope in Zeitungen und Magazinen nur allgemein auf Sternzeichen beziehen, können Nutzer hier ihr Geburtsdatum eingeben und erhalten persönliche Angaben. Zudem stehen Astrologen für Live- und On-demand-Sessions zur Verfügung.

Millionen-Markt

Wissenschaftliche Beweise dafür, dass die Himmelskörper und deren von der Erde aus gesehene Konstellation einen Einfluss auf Menschen hat, gibt es nicht. Die Millionen, die Venture-Kapitalisten in Astrologie-Start-ups stecken, sind allerdings real und zeugen von einem boomenden Markt. Laut Ibisworld generierte der Markt für spirituelle Beratung alleine in den USA im vergangenen Jahr zwei Milliarden US-Dollar, Tendenz steigend.

Im April erhielt Co-Star eine Finanzierung von fünf Millionen US-Dollar, um eine Android-Version entwickeln zu können. Seit 2017 wurde die Anwendung über drei Millionen Mal heruntergeladen. Sanctuary wurde von der "New York Times" als das "Uber der Astrologie" bezeichnet. Séance, eine weitere, neue Astrologie-App, gab erst vor wenigen Tagen bekannt, 1 Million US-Dollar an Kapital erhalten zu haben.

Nicht alle Astrologen stehen dem Trend der Horoskop-Apps positiv gegenüber. Ein Horoskop zu erstellen verliere damit an Intimität und Persönlichkeit, kritisieren viele. Dass Kunden ausbleiben könnten, weil es bequemer ist eine Smartphone-App herunterzuladen als persönlich zu einem Astrologen zu gehen, dürfte zweifellos auch eine Rolle spielen. (br, 11.8.2019)