Quereinsteiger in der Politik gibt es bei der kommenden Wahl weniger als zuvor.

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Auf den Bundeslisten der Parlamentsparteien für die Nationalratswahl am 29. September finden sich heuer relativ wenige Quereinsteiger. ÖVP, SPÖ und FPÖ haben ihre aussichtsreichen Plätze an "bewährte Kräfte" aus dem Nationalrat bzw. der geplatzten türkis-blauen Regierung vergeben. Nur Neos und Grüne verhelfen bekannten Nicht-Politiker auf Listenplätzen, mit denen ihnen ein Mandat so gut wie sicher ist.

Bei der Wahl 2017 hatte vor allem der damals neue ÖVP-Chef Sebastian Kurz zahlreiche "Promis" als Kandidaten gewonnen. Viele von ihnen – wie Gaby Schwarz oder Rudolf Taschner – wurden damals Abgeordnete und stehen jetzt wieder auf der Liste. Aber neue Quereinsteiger findet man auf der türkisen Bundesliste nicht.

Neue Gesichter

Die Neos haben auch heuer – wie 2017 an Irmgard Griss – wieder eine "Wildcard" an einen Nicht-Politiker vergeben: "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter präsentierte vor kurzem sein Buch "Kurz & Kickl. Ihr Spiel mit Macht und Angst", verließ die Zeitung und zieht jetzt mit Neos in den Wahlkampf. Mit Platz zwei auf der Bundesliste ist ihm ein Mandat sicher.

Auch die Grünen bieten heuer einige Quereinsteigern auf ihrer Liste. Der Bundeskongress wählte die Global-2000-Chefin Leonore Gewessler auf Platz zwei und die Journalistin Sibylle Hamann auf Platz drei.

Mit dem Tierschützer Martin Balluch konnte auch Peter Pilz für seine Liste Jetzt einen öffentlich bekannten Mitstreiter gewinnen. Dass er dem Nationalrat angehören wird ist mit Listenplatz fünf ebenso wenig wahrscheinlich wie – nach derzeitigem Umfragenstand – der Wiedereinzug von Jetzt überhaupt. KPÖ und Wandel können laut den Meinungsforschern auch nicht darauf hoffen.

Einreichfrist für Bundeslisten

Bis heute, Montag, können Bundeslisten für die Nationalratswahl eingereicht werden. Die Parlamentsparteien und die Grünen haben ihr Bundeswahlvorschläge bereits präsentiert. Auch die beiden ebenfalls österreichweit antretenden Parteien KPÖ und Wandel werden sie im Lauf des Montag bei der Bundeswahlbehörde abgeben.

Offen steht dies vom Gesetz her auch Parteien, die nur in einzelnen Bundesländern antreten. Denn Unterstützungserklärungen sind dafür nicht mehr nötig – haben die Bundeswahlvorschläge doch keine Relevanz für die Kandidatur oder die Stimmzettel. Sie sind nur die "Anmeldung" für die Teilnahme an der Mandatsverteilung auf Bundesebene. Voraussetzung dafür ist freilich, dass die Partei die Vier-Prozent-Hürde nimmt oder ein Direktmandat schafft.

Wie viele Kandidaten einer Partei über die Bundesliste in den Nationalrat einziehen, lässt sich nur grob abschätzen. Denn das hängt nicht nur von der Stärke der Partei insgesamt ab, sondern auch vom Erfolg in den einzelnen Wahlkreisen und in den Ländern.

Die (möglicherweise bei der Mandatsvergabe relevanten) Ränge der Bundeslisten von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos, Grünen und Jetzt:

ÖVP

1 Sebastian Kurz, Parteichef, Altkanzler

2 Elisabeth Köstinger, Ex-Landwirtschaftsministerin

3 Gernot Blümel, Wiener Parteichef, Ex-Kanzleramtsminister

4 Margarete Schramböck, Ex-Wirtschaftsministerin

5 Josef Moser, Ex-Justizminister

6 Juliane Bogner-Strauss, Ex-Familienministerin

7 Wolfgang Sobotka, Nationalratspräsident

8 Gabriele Schwarz, Abgeordnete

9 August Wöginger, Klubobmann

10 Kira Grünberg, Abgeordnete

Die Türkisen setzen auf alte "Quereinsteiger": Die Ex-Stabhochspringerin Kira Grünberg kandidiert erneut für den Nationalrat.
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11 Karl Nehammer, Generalsekretär

12 Maria Großbauer, Abgeordnete

13 Martin Engelberg, Abgeordneter

14 Tanja Graf, Abgeordnete

15 Axel Melchior, Bundesgeschäftsführer

SPÖ

1 Pamela Rendi-Wagner, Bundesparteivorsitzende

2 Rainer Wimmer, FSG-Bundesvorsitzender

3 Doris Bures, Zweite Nationalratspräsidentin

4 Thomas Drozda, Bundesgeschäftsführer

5 Gabriele Heinisch-Hosek, Bundesfrauenvorsitzende

6 Jörg Leichtfried, stv. Klubobmann

7 Julia Herr, SJ-Vorsitzende

Nicht neu in der Politik, aber eine der jüngsten Kandidatinnen auf den Bundeslisten: Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend.
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8 Josef Muchitsch, Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz

9 Sonja Hammerschmid, Abgeordnete

10 Mario Lindner, Abgeordneter

11 Muna Duzdar, Abgeordnete

12 Reinhold Einwallner, Abgeordneter

13 Andrea Brunner, Bundesfrauengeschäftsführerin

14 Peter Wittmann, Abgeordneter

15 Claudia O'Brien, JG-Vorsitzende

FPÖ

1 Norbert Hofer, Parteichef

2 Herbert Kickl, Klubobmann, Ex-Innenminister

3 Hubert Fuchs, Ex-Staatssekretär

4 Petra Steger, Abgeordnete

5 Susanne Fürst, Abgeordnete

6 Hannes Amesbauer, Abgeordneter

7 Philipp Schrangl, Abgeordneter

8 Norbert van Handel, Jurist

Er ist Unternehmer, Mitbegründer des St.-Georgs-Ordens und kandidiert für die FPÖ: Norbert van Handel.
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9 Hans-Jörg Jenewein, Abgeordneter

10 Carmen Schimanek, Abgeordneter

Neos

1 Beate Meinl-Reisinger, Parteichefin

2 Helmut Brandstätter, Ex-"Kurier"-Herausgeber

Der Ex-"Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter kandidiert auf der pinken Bundesliste.
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3 Sepp Schellhorn, Abgeordneter

4 Douglas Hoyos-Trauttmansdorff, Abgeordneter

5 Gerald Loacker, Abgeordneter

6 Stephanie Krisper, Abgeordneter

Jetzt

1 Peter Pilz, Abgeordneter

2 Maria Stern, Parteichefin

3 Daniela Holzinger-Vogtenhuber, Abgeordnete

4 Susanne Giendl, Juristin

5 Martin Balluch, Tierschützer

Der Tierschützer Martin Balluch kandidiert für die Liste Jetzt, seine Chancen auf einen Einzug sind laut Umfragen nicht sehr hoch.
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Grüne

1 Werner Kogler, Parteichef

2 Leonore Gewessler, Global-2000-Chefin

Leonore Gewessler ist die bekannteste Quereinsteigerin auf der Grünen Bundesliste. Sie war bisher Chefin der Umweltorganisation Global 2000.
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3 Sibylle Hamann, Journalistin

4 Michel Reimon, Ex-EU-Abgeordneter

5 Alma Zadić, Ex-Jetzt-Abgeordnete

6 Markus Koza, Vorsitzender der Unabhängigen Gewerkschafter im ÖGB

7 Olga Voglauer, Landessprecherin Kärnten

8 Georg Bürstmayr, Rechtsanwalt

(APA, 12.08.2019)