Hongkong – Wegen der anhaltenden Proteste der Demokratiebewegung hat Hongkongs Flughafen am Montag sämtliche Abflüge für den Rest des Tages gestrichen. Leut der "South China Morning Post" konnten zwar noch Maschinen landen, neue Starts wurden aber verschoben.

Tausende Demonstranten versammelten sich am Montag in der Abflug- und Ankunftshalle des Flughafens, um gegen die Regierung und die Polizeigewalt bei vorangegangenen Protesten zu protestieren.

Die chinesische Regierung will in den Protesten "erste Zeichen des Terrorismus" erkennen. Die Demonstranten hätten in den vergangenen Tagen "häufig extrem gefährliche Werkzeuge eingesetzt, um die Polizei anzugreifen", sagte ein Sprecher. Dabei handle es sich um schwere Verbrechen, bei denen "Sprösslinge des Terrorismus" aufkeimten.

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Demonstranten in der Ankunftshalle des Flughafens am 12. August.
Foto: reuters / siu

Zuvor hatte die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific Unterstützern der Proteste mit Entlassung gedroht. Beschäftigten, die "illegale Demonstrationen unterstützen oder daran teilnehmen", könne gekündigt werden, erklärte Cathay Pacific am Montag. Damit meinte das Unternehmen ausdrücklich auch Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit. Denn diese könnten "einen großen Einfluss" auf das Unternehmen haben.

Die Fluggesellschaft folgt damit Anweisungen aus Peking. Befürchtet wird ein Boykott in China: Konzernchef Rupert Hogg hatte am Samstag betont, die Geschäfte in China seien "ein Kernelement": Die Airline fliege nicht nur von und nach China, auch ein Großteil der Flüge nach Europa und in die USA führe durch chinesischen Luftraum.

Die Polizei geht teils mit Schlagstöcken und Gummigeschossen gegen Demonstranten vor.
DER STANDARD

Der Aktienkurs von Cathay Pacific fiel am Montag an der Börse in Hongkong um fast 4,4 Prozent. Der Kurs der Muttergesellschaft Swire Pacific gab um mehr als fünf Prozent nach.

Ein Pilot darf wegen seiner Beteiligung an den Protesten seit Ende Juli bereits nicht mehr fliegen. Zwei Mitarbeiter des Bodenpersonals wurden entlassen – weshalb genau, ist allerdings nicht gesichert. Lokalmedien berichteten, sie hätten Informationen über die Reise eines Fußballteams der Hongkonger Polizei nach China verraten.

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Gegen die Demonstranten wird mit voller Härte vorgegangen.
Foto: reuters / siu

Die AUA-Mutter Lufthansa hat wegen der anhaltenden Proteste mehrere Flüge in die Millionenmetropole gestrichen. Betroffen sind Lufthansa-Verbindungen von München und Frankfurt sowie der Swiss nach Zürich, wie ein Konzernsprecher am Montag mitteilte. Die Entscheidung gelte zunächst nur für den Montag, die Lage müsse in den Folgetagen jeweils neu bewertet werden.

Aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong starteten aktuell ohnehin keine Flieger mehr. Dort stünden derzeit zwei Lufthansa-Langstrecken-Jets. Den betroffenen Passagieren bietet das Unternehmen kostenfrei Umbuchungen an.

Proteste seit zehn Wochen

Ein Undercover-Polizist verhaftet einen Demonstranten.
Guardian News

Die Proteste gehen bereits in ihre zehnte Woche. Die Demonstranten und NGOs werfen der Polizei immer brutaleres Vorgehen vor: Beklagt wird unter anderem massiver Tränengaseinsatz, etwa in einer geschlossenen U-Bahn-Station, oder das Abschießen von Gummigeschoßen aus nächster Nähe. Unbestätigten Berichten zufolge soll eine Demonstrantin so ein Auge verloren haben, weshalb der Protest an diesem Montag unter dem Motto "An eye for an eye" stehe.

Die Polizei schließe auch nicht aus, bei der aktuellen Besetzung des Flughafens Tränengas einzusetzen, berichtete CNN. Polizisten waren laut Medienberichten außerdem als Undercover-Demonstranten unterwegs. Ob sie auch als Aggressoren auftraten, blieb zunächst unklar.

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Foto: reuters / siu

Die Proteste in der ehemaligen britischen Kronkolonie waren ursprünglich durch ein – später auf Eis gelegtes – Auslieferungsgesetz ausgelöst worden, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte. Die Demonstrationen weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong und für mehr Demokratie aus.

Die Demonstranten fordern inzwischen auch eine Direktwahl des Regierungschefs. Bisher ist das die Peking-treue und laut Meinungsumfragen unbeliebte Carrie Lam. (red, 12.8.2019)