Nicht so, wie es scheint: Die hübschen Vasen sind eigentlich Granatenhülsen aus dem Zweiten Weltkrieg. Sammy Balojis Ausstellung muss man sich erschließen.

Foto: Christian Ecker

Was verbindet Salzburg mit der kongolesischen Stadt Lubumbashi? Sammy Baloji stellt den Kontakt zu seiner Heimatstadt über den Bergbau her. Den Eingriff des Menschen in die Natur und dessen Spuren thematisiert seine Ausstellung Extractive Landscapes in der Salzburger Stadtgalerie Museumspavillon im Rahmen der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst.

Der kleine Pavillon im Mirabellgarten ist in zwei Haupträume unterteilt. Im ersten arrangiert Baloji unterschiedliche Objekte: eine Gruppe exotischer Pflanzen in hohen, schmalen Messingtöpfen, Ausschnitte verschiedenfarbiger Karten, eine geometrische Zeichnung. Dazu zeigt Baloji noch die großformatige Fotografie eines helltürkisen Baggersees und in einer Vitrine ein Buch über die "Union Minière du Haut Katanga" sowie drei Kupferkreuze.

Ihr Zusammenhang erschließt sich erst durch eine weitere und zentrale Arbeit der Schau.

Sie wird im abgedunkelten zweiten Raum gezeigt: Der Film Pungulume (2016) erzählt vom Volk der Sanga, das in der Region Katanga vom Abbau und Handel mit Kupfer und Salz lebte, bis es 1906 von der belgischen Kolonialmacht verdrängt und massakriert wurde. Bis heute profitieren die Sanga nicht vom Bergbau, tragen aber die ökologischen Folgen.

Bergbau und der Häuptling

Halb Dokumentation, halb Collage, gibt der Film dem Häuptling Mpala eine Stimme und kontrastiert Bilder der unberührten Landschaft Katangas mit solchen schwerer Bergbaumaschinen und mit kolonialen Filmaufnahmen.

Die Exponate scheinen Zeugen der Kolonialgeschichte zu sein, doch ihre Bedeutung bleibt dem Betrachter großteils verborgen. Während die bunten Landkarten ohne vermittelnde Legende stumm bleiben, entpuppen sich die Blumentöpfe im Begleittext als Granatenhülsen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Statt mit Sprengstoff werden diese Behältnisse aus Messing von Baloji mit Pflanzen befüllt, die in kupferhaltigen Böden gedeihen. Mit zarten Lochmustern verziert, waren sie in den 1950er-Jahren Mode in bürgerlichen belgischen Wohnzimmern. Waffen, dem kongolesischen Boden abgerungen, wurden zur stillen Dekoration.

Anstatt auf den spezifischen Kontext geht die Schau so auf Überlegungen zum Status eines Objekts und seiner Materialität ein. Angesichts des Films Pungulume aber irritiert der Versuch der Kuratoren, die kongolesischen Objekte zu abstrahieren. Letztendlich bleiben sie hübsches, aber mäßig erhellendes Beiwerk eines eindrücklichen und hochpolitischen Films. (Kathrin Heinrich, 12.8.2019)