Sleater-Kinney haben musikalisch wie textlich schon bessere Tage gesehen.

Foto: Caroline

Sleater-Kinney – The Center Won't Hold

In den 1990er-Jahren galten sie neben Bikini Kill als die zentralen Vertreterinnen der Riot-Grrrl-Bewegung und konnten mit ungestümen bis zerschossenen und lärmigen (Gitarren-)Songs im Zeichen der Revolte begeistern. Auch das 2014 erschienene Album No Cities To Love war noch halbwegs überzeugend. The Center Won't Hold von Sleater-Kinney, produziert von der möglicherweise etwas überschätzten New Yorker Musikerin St. Vincent, ist allerdings so alternative-mainstreamig und textlich banal gegen Fake-News, Social Media, die Computer und Trump gerichtet geraten, dass es nur noch wehtut.

Sleater-Kinney

***

Oren Ambarchi – Simian World

Der ohne festen Wohnsitz durch die Welt tourende australische Musiker Oren Ambarchi spielt mit Gott und der Welt, etwa mit Jim O'Rourke, Keiji Haino oder SunnO))). Zwischendurch fallen auch solo jede Menge Arbeiten auf diversen Elektroniklabels an. Aktuell liegt mit Simian Angel auf Editions Mego ein Ambient-lastiges Album vor. Auf dem nähert er sich gemeinsam mit dem brasilianischen Perkussionisten Cyro Baptista kosmischer Synthesizermusik der 1970er-Jahre. Stichwort: Klaus Schulze. Nur dass hier alles mit einer zur Unkenntlichkeit verfremdeten Gitarre gespielt wird.

black truffle records

***

Attarazat Addahabia & Faradjallah

Die Bänder dieses 1972 im marokkanischen Casablanca aufgenommenen, aber bisher nie veröffentlichten Albums verstaubten bis vor kurzem in einem Archiv. Das deutsche Habibi-Funk-Label präsentiert nun eine kuriose Musik, geschaffen von Bandleader Abdelakabir Faradjallah und seiner vielköpfigen Band Attarazat Addahabia & Faradjallah. Teilweise entstanden auf selbstgebauten Perkussionsinstrumenten, hört man eine von traditioneller Gnawa-Musik ebenso beeinflusste Kunst, wie auch der Funk und Soul eines James Brown stark präsent ist. Klingt ziemlich zünftig und derb gespielt.

Habibi Funk

(Christian Schachinger, 13.8.2019)