Beide Vorstände des Brennerbasistunnels sollen Berichten zufolge abberufen worden sein.

Foto: APA/Expa/JohannGroder

Vorstand Konrad Bergmeister bekommt Rückhalt aus Österreich – konkret von Tirols Landeshauptmann Platter und der ÖBB.

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Innsbruck/Bozen – Die beiden Vorstände des Brennerbasistunnels (BBT), Konrad Bergmeister und Raffaele Zurlo, sollen laut dem Nachrichtenportal salto.bz abberufen worden sein. Die Entscheidung des Aufsichtsrats soll bereits am 28. Juni gefallen sein. Grund dafür dürften Streitigkeiten zwischen dem österreichischen und dem italienischen Vorstand sein. Die BBT-Gesellschaft gab vorerst keine Stellungnahme dazu ab.

Die Auseinandersetzung der Vorstände soll sich um Einflussnahme und Finanzierung drehen. Zurlo soll Vorhaben auf der österreichischen BBT-Seite blockiert und sich stets auf das unterschiedliche Vergaberecht in Italien berufen haben. Zudem soll es bei den Arbeiten im Baulos Tulfes-Pfons in Tirol zu einer Kostenexplosion gekommen sein, auch Interessenkonflikte von Bergmeister bezüglich eines von ihm gegründeten privaten Ingenieurbüros sollen eine Rolle spielen.

Neue Vorstände sollen im September genannt werden

Die Staatsanwaltschaft Bozen hat laut dem Bericht bereits Vorermittlungen dazu aufgenommen. Zurlo soll Anfang Juni einen Brief an die Aufsichtsräte geschrieben haben, in dem er berichtete, dass er bezüglich ebendieser Causa von der Staatsanwaltschaft vernommen wurde.

Bergmeister dagegen wollte laut salto.bz das Ende des dualen Systems der BBT-Gesellschaft durch eine Statutenänderung erreichen, um sich vom italienischen Vergaberecht abzukoppeln. In der Folge soll der Aufsichtsrat Ende Juni die Abberufung der beiden Vorstände abgesegnet und Ende Juli eine Statutenänderung beschlossen haben. Am 14. September soll der Aufsichtsrat bereits zwei neue Vorstände nennen. Dabei sollen wieder ein Österreicher und ein Italiener zum Zug kommen.

Platter sieht "Kontinuität des Projekts gefährdet"

Laut der "Tiroler Tageszeitung" setzt der Aufsichtsrat jedoch noch auf "einvernehmliche Lösungen", eine Abberufung Bergmeisters stehe "nicht zur Diskussion". Es solle versucht werden, im September die Wogen zwischen den beiden Vorständen wieder zu glätten. Der "TT" zufolge soll Bergmeister schon Anfang Juli zugesagt haben, als Vorstand zurückzutreten, nicht jedoch Zurlo.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach sich gegen einen Abgang Bergmeisters aus. "Es ist für mich undenkbar, dass Bergmeister aus seiner Funktion ausscheidet und damit die Kontinuität des Projekts BBT gefährdet wird", erklärte er laut Medienberichten. Er stehe voll hinter dem Südtiroler. "Konrad Bergmeister ist der Mister Brennerbasistunnel und seit Anbeginn Motor hinter diesem Projekt. Der BBT ist auf Schiene – Bergmeister war dafür immer der Garant", so Platter. Bergmeister selbst war für die APA vorerst nicht erreichbar.

"Volles Vertrauen"

Nach Platter bekam Bergmeister auch Rückendeckung durch die ÖBB, die als Eigentümervertreterin im BBT-Aufsichtsrat sitzt. "Von österreichischer Seite wird klargestellt, dass es volles Vertrauen und keinen Zweifel an der Kompetenz und der Integrität von Konrad Bergmeister gibt", hieß es von der ÖBB im "Kurier". Dieser berichtet auch, dass es im Aufsichtsrat entgegen bisherigen Berichten keinen Beschluss zur Abberufung der Vorstände gegeben habe. Der Brennerbasistunnel sei "trotz komplexer rechtlicher Rahmenbedingungen sowie technischer und geologischer Herausforderungen im Zeit- und Kostenplan", betonte die Bahn. (red, 12.8.2019)