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Wladimir Putin auf einem der zahlreichen russischen Militärstützpunkte.

Foto: AP / Mikhail Klimentyev

Washington/Moskau – Nach der Explosion auf einem russischen Militärstützpunkt während der Arbeit an einem neuen Waffensystem hat sich die Radioaktivität in der nahe gelegenen Stadt Sewerodwinsk laut Behördenangaben drastisch erhöht. Die Strahlung sei an dem Tag um das Vier- bis 16-Fache gestiegen, erklärte die staatliche Wetterbehörde laut der Nachrichtenagentur Tass am Dienstag.

Der Wetterdienst gab den Höchstwert der atomaren Verstrahlung mit 1,78 Mikrosievert pro Stunde an. Der natürliche Wert im Raum von Sewerodwinsk liege bei 0,11 Mikrosievert. Die Umweltorganisation Greenpeace sprach unter Berufung auf die Stadt von 2,0 Mikrosievert pro Stunde. Deren Experten hielten den Wert "an sich für nicht dramatisch". Es komme vielmehr darauf an, welche strahlenden Stoffe freigesetzt worden sein. Dazu gebe es aber keine offiziellen Angaben.

Das russische Verteidigungsministerium hatte nach der Explosion am Donnerstag noch erklärt, dass die Strahlungswerte unverändert geblieben seien. Die Behörden von Sewerodwinsk hatten jedoch mitgeteilt, dass sei ein kurzfristiger Anstieg der Radioaktivität gemessen worden sei

US-Präsident Donald Trump bezeichnete den atomaren Unfall unterdessen als lehrreich. Die Vereinigten Staaten "lernten viel" von dieser Raketenexplosion, schrieb Trump am Montag auf Twitter. Die USA würden über eine "ähnliche, wenngleich höherentwickelte" Technologie verfügen.

Die russische Atombehörde Rosatom hatte zuvor bestätigt, dass die fünf bei dem Unglück getöteten Rüstungsexperten an "neuen Waffen" gearbeitet hatten. Allerdings nannte Rosatom keinen konkreten Waffentyp.

"Unbezwingbar"

US-Experten gehen davon aus, dass es sich um die atomar betriebene Rakete 9M730 Burewestnik handelt. Diese war im Februar von Präsident Wladimir Putin vorgestellt worden, der sie als "unbezwingbar" und für die gegnerische Luftabwehr als "nicht aufspürbar" bezeichnete.

Trumps Mitteilung, dass die USA über einen ähnlichen Raketentyp verfügten, wurde von einem US-Experten umgehend in Zweifel gezogen. Die Mitteilung des Präsidenten sei "bizarr", twitterte Joe Cirincione, ein Experte für Rüstungsangelegenheiten. Die USA hätten kein Programm für atomar betriebene Raketen. Cirincione leitet den Plougshares Fund, der sich für einen globalen Abbau von Atomwaffen einsetzt.

Die USA und Russland drohen spätestens seit der Aussetzung des INF-Vertrags in einen erneuten Rüstungswettlauf zu schlittern. Die beiden Staaten mit den jeweils größten Nuklearwaffenarsenalen weltweit modernisieren diese stetig. (APA, red, 13.8.2019)