Die aktuelle Steuerung bei US-Zerstörern (im Foto die USS Dewey) setzt zum Teil auf Touchscreens.

Foto: US Navy

Die Modernisierung macht auch vor Kriegsschiffen nicht halt. Seit dem Jahr 2016 setzt die US-Marine auf Touchscreens zur Steuerung seiner Zerstörer. Eine Entscheidung, die sich nun aber als fataler Fehler herausstellt, und zu einer Kehrtwende führt.

Umdenken

Die Kriegsmarine der USA will auf seinen Zerstörern wieder zu Hebeln und Knöpfen zurückkehren, berichtet heise.de. Der Grund: Die Touchscreens haben sich als echtes Risiko im Einsatz herausgestellt. Neben zahlreichen negativen Rückmeldungen von Seeleuten führte auch ein tödlicher Unfall zum Umdenken. Am 21. August 2017 kam es zu einer Kollision zwischen dem US-Zerstörer John S. McCain und einem ungefähr dreimal so großen Tanker, bei dem zehn Besatzungsmitglieder getötet wurden. Die folgende Untersuchung der US-Behörde für Transportsicherheit (NTSB) gab der Touchscreen-Steuerung zumindest eine Mitschuld an dem Ereignis.

"Das NTSB kommt zu dem Schluss, dass das Design der Touchscreens zur Kontrolle von Steuerung und Antrieb der John S. McCain die Wahrscheinlichkeit für Bedienfehler erhöht und zu der Kollision geführt hat", steht dazu im offiziellen Untersuchungsbericht. So sei etwa oft nicht immer sofort klar, wer gerade die Steuerung über welchen Teil der Steuerung des Schiffes innehat, kritisiert die NTSB. Und während es bei einem Hebel oder Knopf ein sofort fühlbares Feedback gebe, fehle so etwas bei der Touchscreen-Lösung. All dies erhöhe in Stresssituationen die Fehlerwahrscheinlichkeit, vor allem wenn dann auch noch andere Komponenten die der Schlafmangel der Brückenbesatzung hinzukommen.

Das aktuelle Steuerungssystem der USS John S. McCain.
Grafik: NTSB

Ablauf

Bei dem konkreten Unfall soll es nun so gewesen sein, dass die Brückenbesatzung versucht habe, die Steuerung des Vortriebs von einer Station auf eine andere zu übertragen. Durch eine Fehlbedienung wurde die Steuerung aber aufgeteilt. Eine Station hatte Kontrolle über die Backbord-Schraube, eine über die Steuerbord-Schraube. In der folgenden Verwirrung ging die Besatzung von einem Ausfall der Steuerung aus – was wiederum zu fatalen Fehlentscheidungen und dem folgenden Zusammenstoß führte. Auch bei einem anderen Zusammenstoß eines US-Kriegsschiffes sollen sich die Marinesoldaten anschließend über das Touchscreen-System beschwert haben.

Rückkehr zu Bewährtem

Also zieht die US Navy nun die Notbremse: In den kommenden eineinhalb bis zweieinhalb Jahren soll die gesamte Flotte an Zerstörern wieder auf die Nutzung von mechanischen Hebeln und Knöpfen zurückgerüstet werden. Kritik gibt es übrigens auch an anderen elektronischen Komponenten: Der für die Daten des Automatischen Identifikationssystems (AIS) zuständige Laptop sei nur schwer erreichbar und über unzuverlässige Kabel mit dem Schiff verbunden. Auch hier soll es Nachbesserungen geben. (red, 13.8.2019)