Das berühmte Hintergrundbild "Bliss" aus Sonoma County.

Foto: Microsoft

Eine saftige grüne Wiese. Ein blauer Himmel. Ein paar Wolken. Die Idylle schlechthin – und den meisten Computernutzern bekannt. Denn die beschriebene Landschaft ist das berühmte Hintergrundbild von Windows XP. 2001 kam das Betriebssystem auf den Markt und mit ihm die berühmte Wiese. Denn diese war als Standard-Wallpaper namens "Bliss" eingestellt. Die wenigsten User wissen jedoch, woher das Bild stammt. Denn ja, es wurde tatsächlich von einem Fotografen geschossen, nur der Grünton wurde etwas bearbeitet.

Ein Zufall

Charles O’Rear heißt der wenig berühmte Fotograf des berühmten Bildes, wie "Chip" berichtet. Aufgenommen hat es der US-Amerikaner im Jänner 1998. Damals fuhr er mit seinem Auto durch Sonoma County im US-Bundesstaat Kalifornien. Er wollte seine damalige Freundin und heutige Ehefrau besuchen, die nahe San Francisco wohnte.

Und plötzlich sah er sie, die Wiese. "Oh mein Gott", erinnerte er sich gegenüber "Artsy". "Das Gras war perfekt. Es war so grün, die Sonne draußen, dazu ein paar Wolken". Die blühende Wiese war im doppelten Sinn dem Zufall geschuldet. Denn eigentlich ist hier bis heute ein Weinbaugebiet zu finden. In den 90ern kämpften die Winzer dieser Gegend aber gegen einen Schädlingsbefall. Weinreben mussten durch neues Grün ersetzt werden – zur Freude von O’Rear.

Ein Anruf

Der US-Amerikaner hielt an, stieg aus dem Auto und zückte seine analoge Spiegelreflexkamera. Ein Fuji-Farbfilm hielt die Landschaft ein paar Mal fest. Der Fotograf lud die Bilder auf die Stockfoto-Seite Corbis hoch, die von einer durchaus namhaften Persönlichkeit gegründet worden war: Bill Gates.

Ein paar Jahre später meldete sich zwar nicht der Microsoft-Gründer höchstpersönlich, aber einer seiner Mitarbeiter bei O’Rear. Das IT-Unternehmen würde gerne das Landschaftsfoto als Standard-Hintergrundbild für das neue Betriebssystem verwenden. Der Rest ist Geschichte.

Eine Verschwiegenheitsklausel

O’Rear sagte zu und beglückte damit laut Microsoft mehr als eine Milliarde Menschen – so viele sollen das Bild gesehen haben. Mit wie viel Geld O’Rear selbst beglückt wurde, ist bis heute offen. Er musste eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben. Laut ihm soll es aber die zweithöchste Summe sein, die je an einen noch lebenden Fotografen ausgezahlt wurde. Platz eins soll ein Foto des US-Nachrichtenmagazins "Time" vom ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton belegen, auf dem er seine damalige Affäre Monica Lewinsky umarmt.

Es ist aber davon auszugehen, dass noch viele weitere Nutzer "Bliss" zu Gesicht bekommen. Erst Anfang August wurde bekannt, dass noch immer ein Drittel aller Firmen Windows XP nutzt – obwohl der Support dafür bereits Ende 2014 eingestellt wurde. Vielleicht wollen so viele Leute das Landschaftsbild von Charles O’Rear bewundern. Wer dieses XP-Sicherheitsrisiko nicht eingehen will, kann die reale Landschaft auch auf Google Maps bestaunen. (red, 13.8.2019)