Vincent Lindon im Kampf gegen die über ihm: "Streik".

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In Agen im Südwesten Frankreichs steht eine Fabrik vor der Schließung. Eigentlich gab es gerade noch eine Betriebsvereinbarung, aber das Management in Deutschland sieht keine Perspektive und verkündet die Einstellung der Produktion. Der Belegschaft bleiben nicht viele Möglichkeiten: Streik und Protest, Appelle an die Politik, Verhandlungen mit Leuten, die sich weigern, die olympische Distanz aufzugeben und auf dasselbe Niveau herunterzusteigen.

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Stéphane Brizé schließt mit Streik (der Originaltitel zielt gesellschaftstheoretisch höher: En guerre, also: Im Krieg) an seinen Vorgänger Der Wert des Menschen (2015) an. Neuerlich prägt der Schauspieler Vincent Lindon den Film: Er spielt hier den Arbeitervertreter Laurent Amédéo, der in den Verhandlungsrunden und in den taktischen Besprechungen immer als einer der engagiertesten, aber auch als besonders impulsiv auffällt. Nahezu schulmäßig geht Brizé alle Stationen eines aussichtslosen Kampfs durch: Für die Leute in Agen geht es ganz einfach um die Beibehaltung ihres bisherigen Lebens, für die Politik in Paris geht es um verschiedene Interessen, für die Konzernleitung geht es um kühle Abwägung von Perspektiven.

Brizé gönnt sich eine nicht eben subtile Pointe, indem er einen Deutschen zum Schurken macht (eine deutliche Anspielung auf die unterschiedlichen Stränge, an denen Deutschland und Frankreich politisch ziehen). Als der Manager dann aber erscheint, erweist er sich (persönlich) als komplexe Figur und keineswegs als bloße Kapitalistenkarikatur. Brizé macht engagiertes Kino im Stil einer Reportage: Die Kamera ist immer mittendrin, zugleich solidarisch und überwältigt von einem Szenario, das man als moderne Tragödie sehen kann. (reb, 14.8.2019)