Nur in wenigen Firmen dürften die Ellbogen ausgefahren werden und Konkurrenz zu einem prägenden Element werden, legt der aktuelle Hernstein-Report nahe.

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Sei du selbst! Verwirkliche dich! Suche einen Job, der zu dir passt und bei dem du Sinn empfindest! Die Individualisierung – nicht nur im Berufsleben – wird heute als einer der Megatrends unserer Gesellschaft angesehen. Das Hernstein-Institut für Management und Leadership der Wirtschaftskammer Wien hat daher in seinem aktuellen Management-Report analysiert, welchen Einfluss der Trend auf die Unternehmenskultur und die dortige Zusammenarbeit hat. Befragt wurden dafür 1.530 Führungskräfte und Unternehmer, davon 586 in Österreich und 944 in Deutschland.

Trotz des Hangs zur Individualisierung sehen 84 Prozent der befragten Führungskräfte ihr Unternehmen als "die Summe der Einzelnen". Doch es gibt Potenzial, zeigt der Report: Mehr als zwei Drittel meinen, dass ihr Unternehmen sehr profitieren würde, wenn nicht "jeder sein eigenes Ding macht". Je nach Führungsebene und Alter beurteilen die Befragten diese Aussage anders: Mitglieder der unteren Ebene sehen das kritischer als jene des oberen Managements, das Gleiche gilt für jüngere Führungskräfte.

Werden die Ellbogen ausgefahren?

Interessant in Bezug auf die Individualisierung ist auch das Miteinander der Kollegen: Etwas mehr als die Hälfte (57 Prozent) der befragten Führungskräfte sind der Ansicht, dass Konkurrenz unter den Arbeitnehmern kein prägendes Element in ihrem Unternehmen sei. Immerhin zwölf Prozent stimmen "voll und ganz zu", dass Konkurrenz ein prägendes Element ist, 32 Prozent eher. Der Konkurrenzdruck nimmt mit der Unternehmensgröße etwas zu: In Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern meinen acht Prozent der Chefs, dass interne Konkurrenz prägend sei. Bei Großunternehmen mit über 1.000 Beschäftigten sind es 14 Prozent.

Im Umkehrschluss sagen 81 Prozent der Befragten, dass Teamwork im eigenen Unternehmen "absolut im Vordergrund steht", ein Viertel ist überzeugt, dass alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Naheliegenderweise ist diese Sicht besonders bei den Inhabern der Unternehmen ausgeprägt. Im unteren Management beurteilen so nur 20 Prozent die Lage in ihrer Firma. "Die unteren Führungsebenen sind mehr mit operativem Daily Business konfrontiert, was da und dort ernüchternd wirken kann", sagt Michaela Kreitmayer, Leiterin des Instituts. (red, 17.8.2019)