Wer macht den Abwasch? Zeitverwendungsstudien finden das heraus.
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Vor wenigen Wochen, am 29. Juli, fand in Österreich der Gender Pension Day statt, der die deutlich niedrigeren Pensionen von Frauen bewusst machen soll. Die Kluft zwischen Frauen- und Männerpensionen beträgt in Österreich derzeit 42 Prozent. Ein Grund dafür ist die ungleiche Verteilung von unentgeltlicher Arbeit und Lohnarbeit: Frauen verrichten Erstere häufiger, zudem liegt die Teilzeitquote von Frauen bei 47,7 Prozent.

Die Daten, wie ÖsterreicherInnen ihre Zeit einteilen, wie viel Gratisarbeit sie verrichten und um welche Lebensbereiche sie sich kümmern, sind allerdings nicht aktuell. Die letzte Zeitverwendungserhebung fand im Jahr 2008/09 statt. Die Sozial-, Wirtschafts- und Genderforscherin Elisabeth Klatzer fordert nun in einem Brief die Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und die MinisterInnen Ines Stilling (Frauen), Brigitta Zarfl (Arbeit, Soziales, Gesundheit und Kosumentenschutz), Iris Rauskala (Wissenschaft), Elisabeth Udolf-Strobl (Digitalisierung und Wirtschaftsstandort) und Eduard Müller (Finanzen) auf, eine aktuelle und umfassende Datenerhebung zu unbezahlten Tätigkeiten mit einer Zeiterhebungsstudie durchführen zu lassen.

Klatzer ruft auch andere auf, sich an die Bundesregierung zu wenden, um eine aktuelle Studie über die Zeitverwendung der ÖsterreicherInnen einzufordern. Der Grund, warum das jetzt passieren soll: Viele andere Länder nehmen bald an der Harmonised European Time Use Survey 2020 (Hetus 2020) teil. Die türkis-blaue Regierung wollte an dieser nicht teilnehmen. Die derzeitige Frauenministern Stilling findet eine aktuelle Datenlage zwar wichtig, hat bisher aber auch keine neue Studie in Auftrag gegeben – darüber müsse die neue Bundesregierung entscheiden.

Daten zeigen, ob Politik wirkt

Klatzer fordert allerdings schon von Kanzlerin Bierlein und der aktuellen Regierung, tätig zu werden. Derzeit gebe es vorwiegend Daten zur Erwerbsarbeit, die allerdings nicht das nötige Gesamtbild liefern, so Klatzer. Haushaltsführung, Pflege, Betreuung, Freiwilligenarbeit, Mobilitätsverhalten und Mediennutzung – all das sei für eine breite Palette an wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragestellungen relevant. Aktuelle Daten zur Zeitverwendung wären darüber hinaus auch für die Überprüfung der "Wirksamkeit möglicher Politikmaßnahmen unbedingt erforderlich".

Eine Zeitverwendungsstudie sei auch eine wesentliche Grundlage, um die Wirkung von Budgetpolitik und Gender-Budgeting voranzutreiben. Letzteres ist in der Verfassung als Staatszielbestimmung verankert. Die Kanzlerin und die MinisterInnen müssten deshalb sicherstellen, dass die Statistik Austria mit einer Durchführung der Studie beauftragt wird – und das möglichst bald, wenn Österreich bei der EU-weiten Zusammenführung dieser Daten dabei sein wolle. Andernfalls würde man den Anschluss an die empirische Forschung in vielen wirtschafts- und gesellschaftspolitisch relevanten Bereichen verlieren. (beaha, 19.8.2019)