Schon ein eigenartiges Gefühl, wenn man erst unlängst bei der 30-Jahr-Veranstaltung in Augsburg war, dort erste Kilometer im "30th Anniversary"-Jubiläumsmodell zurücklegen durfte – und jetzt schon daheim im Testwagen die Eindrücke, Gedanken und Erinnerungen (frei nach Bismarck) vertiefen kann.

Das Jubiläumsmodell gibt es auch in Targa-Form. Und die limitierte Auflage zielt natürlich auf die Jäger und Sammler unter den MX-5-Fans.
Foto: Andreas Stockinger

Auf 3.000 Stück weltweit ist die orange Edition limitiert, unser Testwagen trug die Nummer 54, und das wäre, wie berichtet, auch in etwa das Österreich-Kontingent, das 50 Stück umfasst.

Grafik: der Standard

Befragt, ob wir lieber den Roadster oder den Targa (RF) ausfassen möchten, obsiegte die persönliche Vorliebe: Je mehr Licht und Luft und Sonne im offenen Zustand lukrierbar ist, desto besser.

Und hatte man früher mitunter den Eindruck, motorisch wäre beim MX-5 mehr mehr, so hat der Neoklassiker mit 184 PS eine gute, eine wirklich gute Balance gefunden. Auch braucht dieser Sauger nur einen Klacks in Relation zum Spaßeffekt – 7,4 Liter auf 100 Kilometer lautete unser Testschnitt. Obendrein sind bei der jüngsten Ausgabe die Pfunde immer noch nach dem ursprünglichen Bauplan verteilt, nämlich 50:50 vorn:hinten, und so zieht das Leben draußen nicht etwa an dir vorbei, ohne dass es dich bemerkt, sondern im Gegenteil: Hier drinnen im meistverkauften Roadster aller Zeiten wird es intensiver. Als liefe es in Zeitlupe ab.

Wie begeisternd sich das fährt! Wie der kokett mit dem Popscherl wedeln kann! Wie knackig sich das schaltet! Wie in hastdunichtgesehen das Dach manuell auf ist (oder zu. Nützlich für jene Fälle, in denen der Himmel dunkel und düster wird wie eine Unfallstatistik. Gewittergüsse müssen, wie Hunde, draußen bleiben)!

Auch im Innenraum finden wir das knallige Orange.
Foto: Andreas Stockinger

Die knallige Farbe ("Racing Orange") zieht sich überall durch, innen bis in die Recaros hinein, und eh klar, die Wuchtel war aufgelegt, als wer in Augsburg meinte, so einer müsse das Dienstfahrzeug für den Chef der MA 48 werden – der dann sommers offen hinter seinen Müllwagen herfahren müsse. Des Hautgouts wegen.

Weg mit dem Speck

Aber noch einmal zurück zu den Pfunden, Dimensionen: Anders als der Superstar aller Sportwagenklassiker, der 911, speckte der MX-5 in vierter Generation gegenüber dem Vorgänger um rund 100 Kilo ab – der Jubiläumsroadster wiegt nicht mehr als 1.105 Kilogramm –, und er wurde auch bei den Abmessungen nicht adipöser, sondern sogar um zehn Zentimeter kürzer als bisher bei zudem 1,5 Zentimeter weniger Radstand.

Was unsereinem im MX-5 noch so durch den Kopf ging? Wirkt ein Porsche nie auch nur annähernd, als läge er in eines Durchschnittsverdieners Preisklasse – der Mazda schon. Und wenn der einzige Versuch in diese Richtung, der vor 50 Jahren lancierte VW- vulgo Volksporsche, der 914 (den Mittelmotor-Sportwagen gab es mit VW-4-Zylinder und Porsche-6-Zylinder-Boxer), schon bald scheiterte, vielleicht war auch die Zeit noch nicht reif dafür, so sah das beim MX-5 ganz anders aus. Er ist eigentlich der wahre Volksporsche.

Wankelmotor

Wie sehr die Sonnenumlaufbahnen von Mazda und Porsche sich tatsächlich im Laufe der Jahre zuweilen berührten, sei am Beispiel des RX-7 in Erinnerung gerufen. Damals, 1979, sah es so aus, als wolle der Porsches seinerzeitigem Einstiegsmodell, dem 924, ans Leder. Dass das Wankelmotor-Konzept wenig Zukunft hatte, ließ sich da noch nicht absehen. Damals auch dachte man, die Japaner würden alle restliche Autowelt über den Haufen fahren. Heute weiß man: Die Bäume wachsen für niemanden in den Himmel. Auch für Mazda nicht, und nach der einen oder anderen seitherigen Krise, speziell in den 1990ern, ist der MX-5 der einzig verbliebene Sportler der Fernost-Marke und der Wankel praktisch tot.

Porsche wiederum hat überlebt und prosperiert, dank eines gewissen Wendelin Wiedeking und Effizienzsteigerungsschützenhilfe ausgerechnet aus Japan (Toyota), VW hinwiederum ist der größte Autokonzern der Welt, unter dessen Dach auch die Zuffenhausener firmieren, und damit zurück zu Mazda, zum MX-5. Umso größer nämlich ist die Leistung, so ein Auto ersonnen und über 30 Jahre erfolgreich gehalten zu haben.

Das Heck des Jubiläums-MX-5.
Foto: Andreas Stockinger

Erfolgreich nach der Rezeptur und in der Tradition des kleinen englischen Roadsters. Stand und steht man vor diesem Auto oder, besser noch: Fährt man es, dann gilt, was Albrecht Dürer weiland jubelnd über seine Zeit geschrieben hatte: "Ich bin ein Tzentillam (Gentleman) geworden." Mazda MX-5 "30th Anniversary" fährt vor. Für Ladies und Gentlemen. (Andreas Stockinger, 23.8.2019)