Von den politischen Untoten, die derzeit im großen Casino Austria ihre Einsätze placieren, sind Herbert Kickl und H.-C. Strache vor allen anderen Mitbewerbern in dieser Seinsform mit Abstand die unterhaltsamsten. Es kann nur dieses von leichtem Gruseln grundierte Bild volkstümelnder Lächerlichkeit sein, das ihnen noch immer die Herzen vergnügungssüchtiger Landsleute zufliegen lässt – die haben ja sonst nicht viel zu lachen. Das "Rien ne va plus", mit dem Sebastian Kurz leider die beste Koalition aller Zeiten sprengen musste, und damit auch gleich seine Kanzlerschaft, prallt an den blauen Opfern dieser Schandtat ab, als wäre nie gesprochen worden: Genug ist genug.

Es sollte ja nicht für alle Zeiten und nur für bestimmte Personen gelten. Dass aber gerade diese ihre Rückkehr aus dem Schattenreich, in dem sie nun ihr Unwesen treiben, in höhere politische Gefilde für ausgemacht halten, beweist, dass es Untote gibt, die ihren Status einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Einen anderen als sich selbst in der Herrengasse kann sich Kickl nicht vorstellen, und Strache hält das unbedankte Bauernopfer, das er mit seinem Rücktritt als Vizekanzler gebracht hat, für die selbstverständliche Voraussetzung dafür, als Wiener Bürgermeister entschädigt zu werden.

Glaubwürdigkeit?

Auch einem Untoten fällt ein solcher Job nicht in den Schoß, und mit der Abwehr der Lebenden ist immer zu rechnen. Die schlagen erbarmungslos zu, wenn es sein muss, sogar mit Razzien im trauten Heim, als hätte ein Untoter kein Anrecht auf ungestörtes Familienleben. Da gilt es, Vertrauen in die Justiz zu heucheln, mag diese noch so feige sein. "Ich bin davon überzeugt, dass gründliche Ermittlungen mich vollständig rehabilitieren werden und auch dieser feige Angriff auf meine Glaubwürdigkeit gut sechs Wochen vor den Neuwahlen sein Ziel verfehlen wird", teilte Strache mit, der sich natürlich nichts vorzuwerfen hat.

Er glaubwürdig? Das kommt heraus, wenn Untote sich, neurolinguistisch angehaucht, normalfreiheitlich zu gerieren versuchen. Warum sollte diese Untersuchung ein Angriff und noch dazu ein feiger sein, wenn ohnehin nur strahlende Rehabilitation winken kann? Strache müsste froh sein, dass sich die Justiz jetzt so intensiv um seine novomatische Glaubwürdigkeit bemüht. An seiner ibizenkischen Glaubwürdigkeit ist immerhin eine Regierung gescheitert, und das so gründlich, dass mit ihm kein Staat mehr zu machen sein wird. Aber da wurde auch gründlicher geschreddert als gründlich ermittelt.

Geht es um Glaubwürdigkeit, sollten Freiheitliche weniger auf die Justiz setzen und mehr auf wahre Freunde. Wenn alle untreu werden, kann man in Russia Today immer noch auf die Unglaubwürdigkeit von Partnern verweisen, deren Glaubwürdigkeit man kurz zuvor noch der eigenen für ebenbürtig gehalten hat. Vielleicht verzögert sich der Historikerbericht der FPÖ nur deshalb, weil die Mitarbeiter, auch wenn sie keine Leuchttürme der Geschichtsforschung sind, ein abschließendes Kapitel erstellen wollen, in dem die Ära der Straches und Kickls ihre würdige Darstellung findet. Immerhin haben sie mit ihrem Wechsel ins Untotenreich den Weg für Norbert Hofer freigemacht. (Günter Traxler, 16.8.2019)