Noch bis Anfang September läuft die Frist für Bewerbungen um den SPD-Vorsitz – jetzt füllt sich das Feld langsam auf. Mit dem deutschen Finanzminister Olaf Scholz geht nun Parteiprominenz ins Rennen – diese fehlte bis zuletzt. Scholz will zusammen mit der brandenburgischen Abgeordneten Klara Geywitz ins Rennen gehen.

Bisher haben fünf Zweierteams und zwei Einzelkandidaten ihr Interesse angemeldet. Erst ein Bewerberduo hat jedoch die formale Hürde zur Zulassung der Kandidatur überwunden: Nötig ist dafür die Unterstützung von fünf Unterbezirken oder einem Bezirks- oder Landesverband der Sozialdemokraten.

Familienministerin Franziska Giffey, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil verzichten auf eine Kandidatur. Außenminister Heiko Maas nennt den Spitzenposten eine "Verlockung" – sagte bisher aber nicht, ob er dieser erliegen könnte. Auch der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert hält sich alle Optionen offen.

Vor zwei Monaten hatte der Rücktritt von Andrea Nahles als SPD-Chefin die deutsche Politik durcheinandergewirbelt: Der Entschluss erschütterte ihre Partei und die große Koalition mit der Union. Bis 1. September läuft noch die Bewerbungsfrist für ihre Nachfolge. Die bisherigen Bewerber in der Übersicht:

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Olaf Scholz ist seit 14. März 2018 Vizekanzler und Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland. Scholz hatte noch im Juni nach dem Rücktritt seiner Vertrauten Nahles erklärt, aus zeitlichen Gründen nicht zur Verfügung zu stehen. Die Kehrtwende sei auch auf darauf zurückzuführen, dass bisher niemand aus der ersten Reihe kandidieren wollte und in der Parteispitze zuletzt die Sorge vor einem weiteren Absturz bei Wahlen wuchs, schreibt der "Spiegel". Er möchte trotz Kandidatur Finanzminister bleiben. Er will mit Klara Geywitz antreten. Die 43-jährige gebürtige Potsdamerin ist seit 2004 Mitglied des Landtags und war von 2013 bis November 2017 Generalsekretärin der Brandenburger SPD. Scholz und Geywitz sind Mitglieder im SPD-Parteivorstand. 2018 saßen beide in der Hauptverhandlungsrunde, die den Koalitionsvertrag mit CDU und CSU auf Bundesebene aushandelte.

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Boris Pistorius und Petra Köpping haben am Freitag ihre Kandidatur bestätigt. Pistorius, 59, führt seit 2013 das niedersächsische Innenministerium und hat sich über die Landesgrenzen hinweg einen Namen in der Sicherheitspolitik gemacht. Zuvor war er Oberbürgermeister von Osnabrück. Auch Köpping, 61, hat ihre Wurzeln in der Kommunalpolitik. Sie war von 2001 bis 2008 Landrätin des Landkreises Leipziger Land. Seit 2014 ist sie Integrationsministerin der schwarz-roten Landesregierung in Sachsen.

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Gesine Schwan und Ralf Stegner sind die neuesten Gesichter im Bewerberreigen. Der 59-jährige Stegner, der immer wieder mit zugespitzten Formulierungen für Schlagzeilen sorgt, koordiniert seit Jahren den linken SPD-Flügel und ist seit 2014 Parteivize. Die Koalition mit CDU und CSU sieht er skeptisch. Die 76-jährige Schwan, die zweimal als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt scheiterte, ist Chefin der Grundwertekommission der SPD. Sie hatte zuletzt mehrmals mit einer Kandidatur geliebäugelt und dabei für eine Rückbesinnung auf sozialdemokratische Kernthemen geworben.

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Nina Kampmann und Michael Roth sind bisher die Einzigen, die mit ihrer Teamkandidatur die formal nötige Parteiunterstützung gesammelt haben. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin wählten für ihre Kampagne das Motto "Mit Herz und Haltung". Sie wollen unter anderem Kommunalpolitiker und Nichtmitglieder stärker einbeziehen.

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Simone Lange und Alexander Ahrens, die Oberbürgermeister von Flensburg und Bautzen, wollen die SPD wieder näher an die Bürger bringen. Lange, früher Kriminalpolizistin, war im April 2018 bereits gegen die damalige Vorsitzende Nahles angetreten und hatte deren Wiederwahl durch einen Achtungserfolg von knapp 28 Prozent getrübt. Ahrens hatte die SPD zwischenzeitlich verlassen, wurde als parteiloser Kandidat zum Bautzener Stadtchef gewählt und trat 2017 wieder in die SPD ein.

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Karl Lauterbach und Nina Scheer werben mit ihrer Kampagne "Sozial. Ökologisch. Klar" unter anderem für ein Ende der großen Koalition. Lauterbach ist langjähriger Gesundheitsexperte seiner Fraktion, Scheer widmet sich vor allem der Umwelt- und Energiepolitik.

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Hilde Mattheis und Dierk Hirschel wollen für eine Sozialdemokratie kämpfen, "die ihrem Namen alle Ehre macht". Mattheis zählt zum linken Flügel der SPD, Hirschel ist Chefökonom bei der Gewerkschaft ver.di.

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Robert Maier, Hans Wallow und Karl-Heinz Brunner gehen als bisher einzige Einzelkandidaten ins Rennen. Maier ist Unternehmer und Vizepräsident des SPD-Wirtschaftsforums. Er wendet sich gegen einen "Linksruck" der Partei. Wallow saß in den 80er- und 90er-Jahren für die SPD im Bundestag und würde der Partei gerne seine "lange Erfahrung sowohl in der praktischen Politik als auch in grundsätzlichen Fragen" zur Verfügung stellen, wie der 79-Jährige in einem Interview sagte. Brunner gehört dem konservativen Seeheimer Kreis in der SPD an. Der 66-Jährige wolle sicherstellen, dass im Auswahlprozess "die ganze Vielfalt der Partei widergespiegelt wird", er sehe einen "deutlichen Überhang der GroKo-Gegner und des linken Parteispektrums".

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