IQ-Verlust nach dem Urlaub: Je länger der Urlaub, desto blöder.

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Jedes Jahr dasselbe. Der Urlaub ist vorüber, man kehrt in die Redaktion zurück, findet zuerst seinen Arbeitsplatz nicht mehr, hat das Passwort für den Computer ("12345") vergessen, und wenn Windows hochfährt, glaubt man, es handle sich um eine Lärmschutzfensterwerbung des nächstbesten Baumarkts.

Für dieses Phänomen gibt es etliche Namen: IQ-Verlust nach dem Urlaub, postferiale Mattscheibe, Dumpfgummieffekt. Ist ja auch logisch. Der Werktätige liegt drei Wochen untätig am Strand, denkt nicht weiter als bis zum nächsten Bikini und wässert sich das Hirn allabendlich mit dem Inhalt von Sangriakübeln ein. In der Ära des Overtourism bekommt er es zudem mit der ansteckenden Dauerpräsenz törichter Touristenhorden zu tun, welche sich jeden Schmafu als angebliche Sehenswürdigkeit auftischen lassen und dabei in Echtzeit vor sich hinverdummen.

Dass diese Kombination der Intelligenz nicht förderlich sein kann, liegt auf der Hand. In Analogie zur Erkenntnis, dass der Mensch nach dem Koitus traurig ist (Omne animal post coitum triste), lässt sich zuverlässig behaupten: Nach dem Urlaub ist der Mensch blöd (Omne animal post vacationes stultum). Und: je länger der Urlaub, desto blöder. So erklärt sich auch der Trend zum Kurzurlaub, weil er dem Touristen lediglich einen minimalen Dachschaden einträgt und ihn davor bewahrt, dem Rattenrennen im Job intelligenzmäßig nicht mehr gewachsen zu sein.

In Österreich aber steht Entsetzliches bevor. Die verdummten Heimkehrer werden sich im September nicht nur mit ihrer eigenen Idiotie und dem üblichen Nationalschwachsinn herumschlagen müssen. Nein, es blühen ihnen Schrecknisse, die für Zeiten fokussierter Unintelligenz typisch sind: Politiker, die wirken, als hätten sie eine volle Legislaturperiode hindurch geurlaubt, führen einen Wahlkampf, der ganz exakt auf den IQ des größten anzunehmenden Trottels (GAT) abgestimmt ist.

Leicht zu erraten, was uns alles versprochen werden wird: eigenhändig verbarrikadierte Routen, rassenreine Bierzeltfeste, weniger Neger, mehr Geld im "Börserl", Tempo 170 bei gleichzeitiger Drosselung des CO2-Ausstoßes, Einreiseverbot für die Erderwärmung. Und die 50-Stunden-Woche nebst ersatzloser Streichung aller Urlaube. Damit unser Österreich im globalen Wettbewerb kraft seiner Intelligenz bestehen kann. (Christoph Winder, 17.8.2019)