Das Metropolitan Correctional Center, wo Jeffrey Epstein in Haft saß.

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New York – Nach tagelangen Spekulationen über den Tod des US-Multimillionärs Jeffrey Epstein hat eine Autopsie den Suizid des 66-Jährigen bestätigt. Der wegen mutmaßlicher Sexualverbrechen angeklagte Epstein habe sich im Gefängnis erhängt, teilte die Gerichtsmedizin mit. Epsteins Anwälte kündigten daraufhin eigene Untersuchungen an.

Epstein war am Samstag tot in seiner Zelle gefunden worden. Der frühere Investmentbanker soll jahrelang minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Bei einer Verurteilung hätten ihm bis zu 45 Jahre Haft gedroht.

Der Befund sei nach "sorgfältiger Überprüfung" aller vorliegender Ermittlungsergebnisse und des Autopsieberichts aufgestellt worden, erklärte die leitende New Yorker Gerichtsmedizinerin Barbara Sampson. Epsteins Anwälte betonten allerdings laut US-Medien, die Schlüsse aus der Autopsie hätten sie nicht zufriedengestellt. Die Verteidigung kündigte demnach in einer Stellungnahme eine eigene "unabhängige und vollständige" Untersuchung der Todesumstände an.

Beamte eingeschlafen

Der Selbstmord war Medienberichten zufolge deshalb möglich geworden, weil Epsteins Wächter trotz eines offenbar vorausgegangenen Suizid-Versuchs zwei Wochen zuvor ihre Aufsichtspflicht verletzten. Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die beiden Beamten in der Gefängniseinheit Epsteins eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert, hatte die "New York Times" berichtet.

Epstein nahm sich mutmaßlich in dieser Zeit das Leben. Der 66-Jährige wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt am vergangenen Samstagmorgen gefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt. Der Direktor der Haftanstalt wurde auf Veranlassung von Justizminister William Barr versetzt. Barr hatte "schwere Unregelmäßigkeiten" in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles versprochen.

Weitere Vorwürfe

Außerdem wurde am Freitag bekannt, dass zwei weitere Frauen eine Zivilklage gegen Epsteins Erben einreichten. In der bei einem Bundesgericht in New York eingebrachten Klageschrift heißt es, dass die beiden Frauen vor 15 Jahren von Epstein sexuell missbraucht worden seien. Die zwei mutmaßlichen Opfer fordern von Epsteins Erben und möglichen Komplizen Schadenersatz in Höhe von 100 Millionen Dollar (etwa 90 Millionen Euro).

In der Klageschrift werden die Namen der beiden mutmaßlichen Opfer nicht genannt. Deren Anwältin Lisa Bloom erklärte am Freitag, ihre Mandantinnen seien 18 und 20 Jahre alt gewesen, als sie von Epstein missbraucht worden seien. In der Klageschrift wird zudem zehn Frauen vorgeworfen, als Komplizinnen Epsteins agiert zu haben. Auch ihre Namen wurden nicht genannt.

Sexuelle Belästigungen

Nach Angaben Blooms arbeiteten die beiden mutmaßlichen Epstein-Opfer im Juni 2004 als Hostessen in einem Restaurant im New Yorker Stadtbezirk Manhattan, als eine "Rekrutiererin" des Multimillionärs mit ihnen Kontakt aufgenommen habe. Sie habe ihnen mehrere hundert Dollar angeboten, wenn sie Epstein in dessen Domizil aufsuchten und ihm Massagen gäben. Die "Rekrutiererin" habe versichert, die Massagen beinhalteten keine sexuellen Berührungen.

Zwei Tage darauf hätten sich die beiden Frauen in das luxuriöse Wohnhaus Epsteins in der Nähe des New Yorker Central Parks begeben, heißt es weiter in der Klageschrift. Dort habe sie Epstein sexuell belästigt und ihnen im Anschluss mehrere hundert Dollar ausgehändigt. Der Klageschrift zufolge waren die beiden Frauen zur Zeit des mutmaßlichen Übergriffs so "verängstigt" von Epsteinund seiner Macht, dass sie den Missbrauch damals nicht anzeigten.

In der vergangenen Woche hatte bereits ein anderes mutmaßliches Epstein-Opfer Klage eingereicht. Eine 32-jährige Frau gab an, als Teenager von Epstein sexuell belästigt und vergewaltigt worden zu sein.

Zu Epsteins Freunden zählten einst sogar Ex-Präsident Bill Clinton und der heutige Präsident Donald Trump. Um Epsteins Tod ranken sich bereits zahlreiche Theorien, die unter anderen von Trump mit angeheizt wurden. (APA, red, 17.8.2019)