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Hugh Grant als Jeremy Thorpe in einer Szene aus "A Very English Scandal".

Foto: AP Fotograf: Sophie Mutevelian

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Foto: AP / Christopher Saunders

Am 23. September 2019 werden in den USA die wichtigsten Fernsehpreise vergeben. So viel Ruhm wie die "Oscars" für den Film versprechen die Emmy Awards selbst im "goldenen Zeitalter des Fernsehens" zwar nicht, aber die Spannung steigt trotzdem.

Wichtiges Branchenbarometer ist der "Hollywood Reporter". Der Kolumnist Scott Feinberg hat jetzt seine Prognosen abgegeben. Beste Chancen für die beste männliche Serienrolle räumt Feinberg Jared Harris ein für seine Performance in "Chernobyl" . Die HBO-Serie wurde 19 mal nominiert und dürfte am 23. September in Los Angeles der große Abräumer des Abends werden.

HBO versammelte acht Millionen Zuschauer, die Filmdatenbank IMDb verzeichnete die mit Abstand besten Bewertungen.

Mahershala Ali wird eingeräumt, dass er in der dritten (zudem – im Vergleich zur Zweiten – erfolgreicheren) Staffel des "True Detective" (HBO) Franchise die Rolle eines Detektivs verkörpert, die zuvor von einem weißen Darsteller hätte verkörpert werden sollen. Jedoch bestehen Zweifel, ob das Franchise an sich tatsächlich die Chance auf eine Emmy-Auszeichnung habe, oder, ob sich Zuschauer und Mitglieder der TV-Akademie nicht bereits daran sattgesehen haben.

Daneben steht Benicio Del Toro – der Oscar-Preisträger, der nach 30 Jahren seine Rückkehr ins amerikanische Fernsehen feiert und bereits Preise für seine Leistung in "Escape at Dannemora" auf Showtime erhalten hat. Die Problematik liegt Einschätzungen zufolge darin, dass Zuschauer Schwierigkeiten dabei haben könnten, den Schauspieler von dem Charakter (Richard Matt) zu trennen.

Alte Hüte neu (und gut) verpackt

In "A Very English Scandal" (Amazon) verkörpert Hugh Grant die Rolle eines britischen Politikers, der seine Homosexualität verheimlichen will/muss und von einem ehemaligen Geliebten aus den 60ern erpresst wird. Vorteil: Der Übergang vom "King der Film-Rom-Coms" zum "Small Screen" fiel dem Schauspieler scheinbar nicht schwer – und kommt gut an. Nachteil: Die Show wurde bereits am 3. Juni 2018 fertiggestellt und nur viermal nominiert.

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Foto: AP Fotograf: Sophie Mutevelian

Für Patricia Arquette sind die Emmys kein Neuland: Als Oscar-Preisträgerin (und bereits zuvor zweifache Nominierte für einen Emmy) ist sie in ihrer Rolle in "Escape at Dannemora" nicht wieder zu erkennen. Ihr Charakter basiert auf einer realen Person, die sich nun gegen ihre Darstellung in der Serie wehrt. Für "Hollywood Reporter"-Analyst Scott Feinberg sind das Abzüge.

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Patricia Arquette in "Escape at Dannemora".
Foto: AP / Christopher Saunders

Die Emmy-Babys

Den "Jugend-Bonus" bekommen gleich zwei der angeführten Nominierten: Jharrel Jerome aus "When They See Us" (Netflix), der als jüngster Schauspieler (21 Jahre alt) in seiner Kategorie vertreten ist, aber in vielerlei Hinsicht dennoch ein unbekannter Name geblieben ist. Und Sam Rockwell für "Fosse" – der "jüngste" Oscar-Preisträger, der zwar noch nie zuvor eine mehrteililge Rolle im Fernsehen gespielt hatte, hier jedoch einen sehr schwierigen Charakter verkörpert, was ihm Sympathie-technisch einige Minuspunkte einbringen könnte.

Die jüngste Nominierte in ihrer Kategorie ist Joey King (20 Jahre), die durch ihren herausragenden Einsatz glänzte: Rasierter Kopf, falsche Zähne, veränderte Stimme und ein Rollstuhl. Jedoch hat "The Act" nur zwei Nominierungen.

Bleibt noch übrig: Michelle Williams – ebenfalls bereits viermal für den Oscar nominiert und nun zum ersten Mal für einen Emmy. In "Fosse/Verdon" spielt sie die Tänzerin Gwen Verdon – Fosse's Frau. 17 Nominierungen zieren die Serie – großer Bonus. Allerdings: Die Show wurde am 28. Mai beendet. Die Befürchtung ist, dass möglicherweise (und bei all der Konkurrenz) nicht genügend Zeit für die Zuschauer sei, um sich ausreichend mit der Serie auseinanderzusetzen.

Die Giganten

Über einen enormen Bekanntheitsgrad verfügen außerdem (zu ihrem Vorteil) Niecy Nash ("When They See Us"), die zudem für ihre perfekte Darstellung ihres Charakters gelobt und zu einer Botschafterin für "The Innocence Project" wurde. Hinzu kommt die sechsmalige Oscar-Nominierte Amy Adams in "Sharp Objects" (HBO), die eine alkoholkranke Reporterin mit psychischen Problemen verkörpert. Die Serie zog 7,3 Millionen Zuschauer an, wurde für den Golden Globe nominiert, sowie für den SAG Award. Kehrseite: Ob sie Arquette dieses Jahr besiegen kann, ist unklar.

Als unerfahren kann man auch Aunjanue Ellis ("When They See us") nicht bezeichnen. Vorteil: Die Show ist die jüngste, die veröffentlicht wurde und bringt den Sympathie-Bonus der Reaktionen auf einige der Ansichten des US-Präsidenten Donald Trump in der Serie. Minus: Obgleich sie nicht als unerfahren gilt, ist Ellis eine der am wenigsten bekannten Nominierten. (west, 16.8.2019)