Einsatzkräfte am Freitag in Srinagar, wo es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen sein soll.

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Srinagar – Im indischen Teil von Kaschmir hat es am Freitag Zusammenstöße hunderter Demonstranten mit der Polizei gegeben. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, setzten die Beamten Tränengas sowie kleinkörnige Munition ein, nachdem sich mehrere tausend Demonstranten in der Stadt Srinagar versammelt hatten.

Die Demonstranten warfen mit Steinen und benutzen Latten und Wellblech als improvisierte Schilde. Berichte über mögliche Verletzte lagen zunächst nicht vor. "Wir versuchen, die Belagerung zu durchbrechen und zum Stadtzentrum zu marschieren, aber die Polizei setzt Gewalt ein, um uns zu stoppen", sagte ein Demonstrant AFP. Bereits am Mittwoch hatte es Proteste gegeben, die die indische Polizei zwar bestätigte, den Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken gegen Demonstranten stritt sie aber ab.

Sonderstatus aberkannt

Indien hatte unlängst den Sonderstatus mit Autonomierechten für den indischen Teil Kaschmirs gestrichen und eine Ausgangssperre verhängt. Während in der mehrheitlich hinduistischen Region Jammu seit Mittwoch die Sperren teilweise wieder aufgehoben waren, wurden sie in Kaschmir aufgrund der Freitagsgebete noch verschärft. Einige Telefonverbindungen wurden am Samstag allerdings wieder freigegeben: 17 von 100 Telefonvermittlungsstellen seien wieder in Betrieb, sagte der Polizeichef des Unionsstaats Jammu und Kaschmir, Dilbag Singh. Auch der Zugang zum mobilen Internet sei in fünf Gebieten in Jammu wieder möglich.

Seit fast zwei Wochen war die Region von der Außenwelt abgeschnitten: Die Behörden hatten sämtliche Kommunikationskanäle unterbrochen. Fernsehen, Internet und Telefonverbindungen funktionierten nicht.

Mehrere Tote

Am Donnerstag warf Pakistan der indischen Armee vor, erstmals seit der Streichung des Artikels 370 Artillerie über die Grenze abgefeuert zu haben. Dabei seien drei Soldaten getötet worden, beim darauffolgenden Gegenangriff fünf Inder – was Indien bestreitet. Am Freitag wurde pakistanischen Angaben zufolge ein weiterer pakistanischer Soldat getötet.

US-Präsident Donald Trump hat an den pakistanischen Premierminister Imran Khan appelliert, in der gefährlich eskalierten Kaschmir-Krise das Gespräch mit Indien zu suchen. Das Weiße Haus teilte am Freitag mit, in einem Telefonat mit Khan habe Trump betont, Indien und Pakistan müssten die Spannungen durch Dialog reduzieren.

China hat Indien die Schuld an den neu aufgeflammten Spannungen gegeben und die Regierung in Neu Delhi deutlich kritisiert. "Was betont werden sollte ist, dass Indiens Handlungen auch Chinas Souveränität in Frage gestellt und ein bilaterales Abkommen verletzt haben", sagte der chinesische UN-Botschafter Zhang Jun am Freitag nach einer Sitzung des Sicherheitsrates des Vereinten Nationen in New York, die hinter verschlossenen Türen stattfand.

Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan reicht bis zur Gründung der zwei Staaten im Jahr 1947 zurück, als aus dem ehemaligen britischen Kolonialreich jeweils eine Nation geschnitzt wurde. Knapp zusammengefasst sollte Pakistan für Muslime eine Heimat bieten, Indien für Hindus. Das mehrheitlich muslimische Kaschmir-Tal im Himalaja liegt dazwischen und ist gespalten. Immer wieder führten Indien und Pakistan über die Region Kriege. (APA, saw, red, 16.8.2019)