Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) versuchen gemeinsam den Hergang der Tatnacht zu rekonstruieren.

Foto: MDR/W&B Television/Daniela Incoronato

Vielleicht muss es am Sonntag, beim ersten Tatort in ORF und ARD nach der Sommerpause, so schnell gehen, weil nach zwei Monaten voller Konserven und ohne Frischfleisch einiges nachzuholen ist: Die Leiche wird schon in den ersten Sekunden serviert. Es handelt sich – apropos Fleisch – um einen Dresdner Stargastronom, der blutiger als jedes Steak im Büro liegt.

Finanzielle Probleme hatte er, also liegt der Verdacht nahe, dass bei Schutzgeldzahlungen etwas schief oder eben gar nicht gelaufen ist. Nach rund zehn Minuten beschleicht einen zum ersten Mal das Grauen: Was ist das bloß für eine öde und konventionelle Story? Vielleicht doch gar kein neuer Fall, sondern eine Wiederholung aus den Achtzigerjahren?

Martin Brambach sächselt schön

Aber weil Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) wieder mal so schön sächselnd die Vergangenheit verklärt, schaut man tapfer weiter und wird doch noch belohnt. Die Ermittlerinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel ) nämlich wollen nicht an die Mafiatheorie glauben und durchleuchten die Familie des Mordopfers.

Da blitzt zeitweise echtes Grauen auf, welches aber weniger der auch im zweiten Teil vorhersehbaren Story geschuldet ist, sondern dem eindrucksvollen Spiel der Witwe (Britta Hammelstein). Sie drangsaliert in der schicken Villa ihre Buben äußerst verstörend. Und wer informiert ist, dass die titelgebende Nemesis in der griechischen Mythologie die Rachegöttin ist, wusste ohnehin gleich: Mit Schutzgelderpressung hat das nichts zu tun.
(Birgit Baumann, 17.8.2019)