Hongkong – Ungeachtet der Drohungen aus Peking kündigte die Protestbewegung für das Wochenende wieder Massendemonstrationen in Hongkong an. Am Sonntag werde es einen weiteren "Marsch der Millionen" geben, erklärte die pro-demokratische Abgeordnete Claudia Mo auf ihrer Facebook-Seite.

Die Massenkundgebung am Sonntag wurde von den Behörden genehmigt, einen Demonstrationszug durch Hongkongs Straßen aber untersagt. Trotz des Verbots wollen Aktivisten in den Bezirken Hung Hom und To Kwa Kan demonstrieren. An den Protesten am Freitag nahmen Schätzungen zufolge mehr als 10 000 Menschen teil. Zu Ausschreitungen kam es vorerst nicht.

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Auch am Freitag demonstrierten wieder tausende Menschen in Hongkong.
Foto: REUTERS/Tyrone Siu

Peking nimmt Bezug auf Tiananmen

China kündigte an, die Proteste nicht ähnlich niederschlagen zu wollen, wie die Demonstrationen auf dem Pekinger Tiananmen-Platz 1989. Das schrieb die chinesische Staatszeitung "Global Times" am Freitag. Wenn sich die "Unruhen zuspitzen", müsse die Zentralregierung aber "sofort handeln".

Heute sei China "viel stärker und reifer" als 1989, und "seine Fähigkeit zur Beherrschung komplexer Situationen hat sich sehr verbessert", schrieb die "Global Times". Beobachter bewerten es als überraschend, dass überhaupt Bezug auf die Ereignisse am Tiananmen-Platz genommen wird, das Thema gilt in China als tabu.

DER STANDARD

Auswirkungen auf die Wirtschaft

Angesichts der anhaltenden Protesten droht Hongkong die erste Rezession seit mehr als einem Jahrzehnt. Von April bis Juni schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent zum Vorquartal, geht aus Daten der Regierung hervor. Zu Jahresbeginn hatte es noch zu einem Wachstum von 1,3 Prozent gereicht, doch haben der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die sich abkühlende Konjunktur in der Volksrepublik im Frühjahr durchgeschlagen.

Inzwischen macht die Zentrale auch Druck auf Hongkonger Unternehmen, ihre Beschäftigten von Protesten fernzuhalten. Der Vorstandschef der Fluglinie Cathay Pacific, Rupert Hogg, erklärte daraufhin seinen Rücktritt. Zuvor gab es viel Kritik, weil die Airline vier Mitarbeiter wegen deren Beteiligung an Protesten entlassen hatte.

Unterdessen wurden fünf Demonstranten wegen angeblicher Schändung einer chinesischen Flagge verhaftet. Sie sollen Anfang August eine große Flagge der Volksrepublik abgehängt und ins Wasser geworfen haben. Ihnen drohen nun bis zu fünf Jahre Haft. (APA, red, 16.8.2018)